Feuillet

[531] Feuillet (spr. föjä), Octave, franz. Schriftsteller, geb. 11. Aug. 182 im St. – Lo (La Manche), gest. 29. Dez. 1890 in Paris, ließ in der »Revue nouvelle« und »Revue des Deux Mondes« eine Reihe Romane erscheinen, von denen »Le roman d'un jeune homme pauvre« (1858, bald darauf auch dramatisiert) zuerst durchgriff und seinen Namen in weitesten Kreisen bekannt machte. Die Vorzüge und Mängel der Feuilletschen Muse treten schon in diesem Werke klar zutage: einerseits ausgesprochene Ehrbarkeit der Gesinnung und des Stils nebst technischer Sicherheit, anderseits etwas Unmännliches und Unentschiedenes, eine übertriebene Diskretion, die ihm aber gerade den besondern Beifall der gebildeten Frauenwelt erwarb. In spätern Werken suchte F. allerdings diese Schwäche abzuschütteln, verfiel aber dabei in das andre Extrem und behandelte sehr gewagte Probleme, denen seine Gestaltungskraft nicht gewachsen war. Wir nennen von seinen Werken noch: das Schauspiel »Dalila« (1857); den von Mystizismus getränkten Roman »Histoire de Sibylle« (1862), den G. Sand mit der freigeistigen »Mademoiselle de la Quintinie« beantwortete; die wirkungsvolle Komödie »Montjoye« (1863), worin er der wurmstichigen Moral der Gesellschaft des zweiten Kaiserreichs den Spiegel vorhielt; den im Titelhelden den Herzog von Morny schildernden Roman »Monsieur de Camors« (1867); das Schauspiel »Julie« (1869) und den Roman »Julia de Trécœur« (1872), der als DramaLe Sphinx«, 1874) auf dem Théâtre-Français Aufsehen erregte; ferner den Einakter »L'Acrobate« (1873); das Lustspiel »Les portraits de la marquise« (1882) und als die letzten Romane: »Un mariage dans le monde« (1875), »Les amours de Philippe« (1877), »Le journal d'une femme« (1878), »Histoire d'une Pari sienne« (1881) und »La Morte« (1886). Außerdem pflegte F. mit vielem Erfolg das sogen. Proverbe (s.d.): »Le Pour et le Contre« (1849), ein Muster der Gattung, u. a. Seit 1863 war er Mitglied der Akademie. Sein »Théâtre complet« erschien in 5 Bänden (1892 bis 1893). Seine Witwe gab unter anderm heraus: »Quelques années de ma vie« (Par. 1894) und »Souvenirs et correspondance« (das. 1896). Auch sein Sohn Paul, geb. 1860, ist Schriftsteller.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 531.
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