Filélfo

[562] Filélfo (lat. Philelphus), Francesco, Humanist, geb. 25. Juli 1398 in Tolentino, gest. 31. Juli 1481 in Florenz, studierte zu Padua, unterrichtete seit 1417 in Venedig, wurde 1420 Sekretär beim venezianischen Gesandten in Konstantinopel und 1422 bei dem Kaiser Johannes, kehrte 1427 mit einer großen Zahl griechischer Schriften nach Venedig zurück, ging 1428 als Lehrer nach Bologna, 1429 nach Florenz, 1434 infolge von Zerwürfnissen nach Siena, siedelte 1440 nach Mailand über, zog nach dem Tode des Herzogs Francesco Sforza 1466 heimatlos in Italien umher und wurde erst kurz vor seinem Tode 1481 nach Florenz zurückberufen. Von glänzenden Gaben und seltener Bildung, war er seinerzeit der trefflichste Kenner des Griechischen, der gewandteste Dichter des Abendlandes und einer der elegantesten Latinisten. Doch wurde er wegen seiner Selbstgefälligkeit, Schmähsucht und seines lockern Lebenswandels in viele Fehden verwickelt. Seine Gedichte schied er selbst in »Satyrae« (10,000 Verse), »Carmina« (in verschiedenen Versmaßen, 10,000 Verse), »Odae graecae« (Gedichte in griechischer Sprache, 2400 Verse), »De iocis et seriis« (Distichen, Elegien und kurze Gedichte aller Art, 10,000 Verse). Dazu kam noch die Sforziade (zuerst 8 Bücher, später wohl noch 3 Bücher). Gedruckt worden sind indes nur die »Satyrarum decades X« (Mail. 1476, Vened. 1502, Par. 1508). Auch seine zahlreichen Übersetzungen aus dem Griechischen sowie seine übrigen größern Prosaschriften sind meist ungedruckt geblieben. Die Briefe erschienen zuerst Brescia 1485, am vollständigsten [562] Venedig 1502; Nachträge gaben Klette (»Die griechischen Briefe des Philelphus«, Greifsw. 1890) und Legrand (»Cent dix lettres grecques de Filelfe«, Paris 1892). »Orationes et nonnulla alia opuscula« erschienen Mailand 1481, Venedig 1492, Paris 1515. Sein italienischer Kommentar zu Petrarcas Reimen wurde seit 1478 oft gedruckt. Vgl. Rosmini, Vita di F. (Mail. 1808, 3 Bde.); Benaducci, Contributo alla biografia di F. F. (Tolentino 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 562-563.
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