Friedjung

[110] Friedjung, Heinr ich, Geschichtschreiber und politischer Schriftsteller, geb. 18. Jan. 1851 zu Rostschin in Mähren, studierte in Prag, Berlin und Wien, wurde 1873 Professor der Geschichte an der Wiener Handelsakademie, doch bald nach Eintritt des Grafen Taaffe ins Ministerium (1881) wegen einer im Deutschen Verein gehaltenen oppositionellen Rede seines Amtes entsetzt. Er widmete sich der Journalistik, wurde Mitarbeiter der Wiener »Deutschen Zeitung«, gründete 1882 die »Deutsche Wochenschrift« und übernahm 1886 die Oberleitung der zum Organ des Deutschen Klubs im Abgeordnetenhause neugestalteten »Deutschen Zeitung«. Nach dessen Zerfall legte F. seine Stelle nieder (vgl. seine Schrift »Ein Stück Zeitungsgeschichte«, Wien 1887) und wurde Mitarbeiter mehrerer größerer deutscher Blätter; Korrespondent der Münchener Allgemeinen Zeitung ist er heute noch. 1891–95 wirkte er als Gemeinderat in Wien für eine soziale Reformpolitik auf gemeindlichem Gebiete. Von seinen Schriften sind zu nennen: »Kaiser Karl IV. und sein Anteil am geistigen Leben seiner Zeit« (Wien 1876); »Der Ausgleich mit Ungarn« (1.- 3. Aufl., Leipz. 1877–78). Größere Anerkennung fand sein Werk »Der Kampf um die Vorherrschaft in Deutschland 1859–1866« (Stuttg. 1897–1898, 2 Bde.; 5. Aufl. 1902), das im Juli 1903 mit dem halben Ehrenpreis der Stiftung des Frankfurters Pet. Wilh. Müller gekrönt wurde, und »Benedeks[110] nachgelassene Papiere. Herausgegeben und zu einer Biographie verarbeitet« (Leipz. 1901). Auch hat er für den 8. Band von Helmolts »Weltgeschichte« (Leipz. 1903) die Geschichte der Jahre 1859–66 beigesteuert.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 110-111.
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