Galdós

[263] Galdós, Benito Pérez, span. Roman- und Novellenschriftsteller, der spanische Balzac, wurde 1849 auf einer der Kanarischen Inseln geboren, lebl aber seit frühester Jugend in Madrid. Er wandte sich zuerst der vaterländischen historischen Erzählung zu[263] mit dem Roman »La fontana de oro« (abgedruckt in der »Coleccion de autores españoles«, Bd. 31, Leipz. 1872), worin die Ereignisse von 1820 geschildert sind, und begann, ermutigt von dem Erfolg, in Nachahmung Erckmann-Chatrians, u. d. T.: »Episodios nacionales« einen Zyklus historischer Romane, in denen er die Hauptereignisse der spanischen Geschichte von 1808–34 darstellte (Madr. 1872–80, 20 Bde.). Hervorhebung aus dieser Reihe verdienen: »Trafalgar« (10. Aufl.; deutsch, Dresd. 1896), »Bailen«, »El 19 de Marzo y el 2 de Mayo«, »Zaragoza« (7. Aufl.), »El terror de 1824«. In einer 2. u. 3. Serie wurden unter anderm »Mendizabal« und »Zumalacarregui« hinzugefügt (1898). Einen völlig andern sittengeschichtlichen Zyklus bilden die »Novelas contemporaneas« mit »Marianela«. »Un voluntario realista«, »La familia de Leon Roch«. »Los apostolicos«, die in den ultramontanen Kreisen große Erbitterung erregten. Der Roman »Gloria« (9. Ausg. 1899) wurde in fast alle europäischen Sprachen (deutsch, Berl. 1880; franz. 1900) übersetzt. Alle weitern Werke G.', welcher der französisch-realistischen Schule Zugeständnisse machte, doch ohne seine spanische Eigenart aufzugeben, haben gerechtes Aufsehen erregt. So: »Tormento« (2. Aufl. 1884), »Lo Prohibido« (1885), »El Audaz« (3. Aufl. 1885), »La Incognita« (1889), »La Sombra« (1890), »Tristana« (1892), »Torquemadaen la Cruz« (1894); ganz besonders »Doña Perfecta« (bis 1893, 8. Aufl.; deutsch von Reichel, Dresd. 1886, und von andern Übersetzern), und »Angel Guerra« (1891, 3 Bde., mit Vorrede von Zola). Von seinen Dramen erregten Aufsehen: »La Realidad«; »La loca de la casa«; »La de San Quintin«; »Los Condenados«. Die antiklerikale »Electra« (1901) wurde verboten, was ihren Erfolg nur beschleunigte (portug. von Ramalho Ortigão; deutsch von R. Beer, 1.- 4. Aufl., Wien 1901). G. ist Tendenzschriftsteller, aber mit scharfer Beobachtungsgabe; er zeichnet sich durch treffende, packende Schilderung der Sitten und Menschen seiner Heimat aus. Studien über ihn veröffentlichten: De Toulouse-Lautrec (Par. 1883), M. Landau (Berl. 1885), G. Diercks (1887) und Alas (in »Celebridades«, 1891).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 263-264.
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