Gallussäure

[294] Gallussäure (Trioxybenzoesäure) C7H6O5 oder C6H2(OH)3.COOH findet sich in Galläpfeln, Granatwurzelrinde, Sumach, Dividivi, im Tee, überhaupt in vielen adstringierenden Pflanzen, auch in manchen Rotweinen, und bildet, an Zucker gebunden, (als Glykosid) mehrere Gerbsäuren. Sie entsteht, wenn man Tannin mit verdünnter Schwefelsäure kocht oder Galläpfelauszug gären läßt; auch aus Bromdioxybenzoesäure und Bromprotokatechusäure beim Schmelzen mit Kali. Die G. bildet lange, seidenglänzende, farb- und geruchlose Kristalle mit 1 Molekül Kristallwasser, schmeckt säuerlich herb, löst sich leicht in kochendem Wasser und Alkohol, schwieriger in Äther, färbt Eisenchlorid tief schwarzblau, fällt nicht Leimlösung, wird bei 100° wasserfrei und zerfällt bei 200°[294] in Kohlensäure und Pyrogallussäure. G. reduziert aus Gold- und Silberlösung die Metalle. Ihre Lösung verändert sich bei Luftabschluß nicht, bei Luftzutritt scheidet sich unter Kohlensäureentwickelung ein schwarzer Körper ab. Obwohl eine einwertige Säure, bildet sie als dreiwertiges Phenol mit 4 Äquivalenten Metall Salze (Gallate). Diese sind trocken und in saurer Lösung beständig, in alkalischer Lösung ziehen sie begierig Sauerstoff aus der Luft an und färben sich braun und schwarz. Basisch gallussaures Wismut (Dermatol, s. d.) wird arzneilich benutzt, ebenso Dibromgallussäure als Gallobromol (s.d.). Man benutzt G. als Reduktionsmittel in der Photographie und zur Darstellung von Farbstoffen (Gallocyanin, Galloflavin, Galleïn, Cöruleïn).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 294-295.
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