Gonzāga [3]

[127] Gonzāga, Thomaz Antonio, mit dem Dichternamen Dirceu, unter den neuern portug. Dichtern einer der populärsten, geb. 1744 in Oporto, gest. 1809, erhielt seine erste Erziehung zu Bahia in Brasilien, studierte 1763–68 in Coimbra die Rechte und trat, nach Brasilien zurückgekehrt, in den Staatsdienst. Als Mitglied des Gerichtshofs (ouvidor) von Villarica, trat er in nähere Beziehungen zu der sogen. Dichterschule von Minas Geraës (s. Brasilische Literatur, S. 342). Zugleich machte die glühende Liebe zu Maria Joaquina de Seixas, die er unter dem Namen Marilia besungen hat, ihn selbst zum Dichter. Kurz nach seiner Berufung an den obersten Gerichtshof von Bahia wurde er als Teilnehmer der sogen. Verschwörung von Minas, welche die Unabhängigkeit Brasiliens vom Mutterland erstrebte, verhaftet und, trotzdem ihm nur freundschaftlicher Umgang mit einigen Verschwornen nachgewiesen werden konnte, 18. April 1792 zu lebenslänglicher Verbannung in die Pedras de Angoche an der Ostküste von Afrika verurteilt, aber zu zehnjähriger Verbannung nach Mosambik begnadigt. Dort brachte ihn bald esu hitziges Fieber dem Tode nahe. Er genas zwar, verlor aber den Verstand. Seine (in Portugal und Brasilien allen Gebildeten bekannten) Gedichte, die u. d. T. »Marilia de Dirceu« erschienen, behandeln nur seine Liebe zu Marilia, die von den Portugiesen mit der Petrarcas zu Laura verglichen wird. Die meisten und besten Ausgaben (Rio de Janeiro 1811, 1812 und 1819) enthalten zwei Teile. Ein dritter, mit andern von G. nicht zur Veröffentlichung bestimmten Gedichten, wurde der Ausgabe von Rio de Janeiro 1800 und mehreren neuern hinzugefügt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 127.
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