Coïmbra

[215] Coïmbra, Hauptstadt des gleichnamigen portug. Distrikts in der Provinz Beira, 91 m ü. M., in herrlicher Lage am Abhang eines Hügels auf dem rechten Ufer des Mondego, über den eine schöne Steinbrücke führt, und an der Eisenbahn Lissabon-Porto, besteht aus der winkeligen Unter- und der freundlichen Oberstadt. C. hat eine alte (romanische) und eine neue (im Renaissancestil 1580 erbaute) Hauptkirche, die Kirche Santa Cruz mit den Grabmälern Alfons' I. und Sanchos 1., ein Theater sowie eine Wasserleitung auf 21 Bogen. Ihre Bedeutung verdankt die Stadt der 1290 vom König Diniz gegründeten Universität (der einzigen in Portugal), die fünf Fakultäten (Theologie, Rechtswissenschaft, Medizin, Mathematik, Philosophie) mit 52 Lehrstühlen und mehr als 1000 Studenten hat. Zur Universität gehören: eine Sternwarte, ein Museum mit wertvollen Sammlungen aus der Völkerkunde und Naturgeschichte, ein chemisches Laboratorium, eine Bibliothek mit ca. 150,000 Bänden und ein schöner botanischer Garten. Außerdem hat C. ein Lyzeum, ein geistliches Seminar und einen namhaften wissenschaftlichen VereinInstituto de C.«), der das »Museu de Archeologia« unterhält. Die Stadt ist Bischofsitz und hat (1900) 18,424 Einw., die Handel mit Wein und Südfrüchten treiben und Tonwaren herstellen. Jenseit des Mondego liegt das alte Kloster Santa Clara mit Kirche aus dem Jahre 1280, dem schönen Grabmal der Gründerin des Klosters, Elisabeth, mehreren Bildhauerwerken und prachtvollem Park, und Quinta das Lagrimas (»Landhaus der Tränen«) mit der »Liebesquelle«, wo Ines de Castro ermordet ward. – C. soll seinen Namen von der Römerstadt Conimbrica erhalten haben, die etwas südlicher lag, und von der noch jetzt Ruinen einer Wasserleitung und einer Brücke zu sehen sind. Es ward den Mauren 1064 durch Sisenand entrissen. Heinrich I. von Portugal verlieh dem Ort Stadtrecht, und die Stadt war bis zur Eroberung Lissabons durch die Christen (1147) die Residenz der portugiesischen Könige. Einige portugiesische Prinzen führten von ihr den Titel »Herzog von C.« 1755 litt C. durch das Erdbeben großen Schaden. Am 27. und 29. Sept. 1810 wurde hier, bei Busaco, Wellington von Masséna zum Rückzuge gezwungen und C. von seinen Einwohnern verlassen. Vom 12.–15. März 1811 lieferte hier die französische Nachhut den Engländern eine Reihe von Gefechten, welche die Räumung Coimbras durch die Franzosen zur Folge hatten. 1834 verlegte Dom Miguel seinen Sitz hierher, und 7. Juli 1846 brach zu C. ein miguelistischer Aufstand aus, der durch den Herzog von Saldanha durch den Sieg bei Torres-Vedras unterdrückt wurde.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 215.
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