Gradbogen

[204] Gradbogen, ein Teil des gewöhnlichen Markscheiderinstruments (Hängekompaß und G.), besteht aus einem mit Gradteilung versehenen Halbkreis aus federhartem Messing oder Aluminium von ca. 24 cm Durchmesser. Der aus dem Mittelpunkt der Gradteilung lotrecht nach unten gerichtete Radius wird durch ein mittels eines kleinen Lotkörpers beschwertes Menschenhaar gebildet und dient zum Ablesen des Neigungswinkel seiner straff gespannten Verziehschnur. an die der G. angehängt wird, oder zur Bestimmung des Einfallens einer nutzbaren Lagerstätte, einer Schichtungsfläche oder Kluft. Die Genauigkeit der Ablesung beträgt 5 Minuten. Zur Ausgleichung der durch das Eigengewicht der Schnur bedingten Kettenlinie (Abweichung von der mathematischen Geraden) und der nach dem Anhängen des Gradbogens sich zeigenden Durchbiegung der Schnur wird bei geringem Neigungswinkel in der Mitte und bei stärkerer Neigung an der Stelle, die bei 0,588 der jeweiligen Zuglange,[204] vom unkern Endpunkt aus bemessen, liegt, die Winkelbeobachtung ausgeführt. Die aus statischen Untersuchungen hervorgegangene Schmidtsche Korrektionsgleichung ist für die gewöhnliche praktische Anwendung zu umständlich. G. im weitern Sinn ist auch jeder an Winkelmeßinstrumenten vorhandene, mit Gradmaß und dessen Unterabteilungen versehene Kreisbogen, in dessen Mittelpunkt sich die Drehachse eines Fernrohrs oder eines Diopters befindet. Ein Nonius nebst Lupe dient zur feinern Ablesung.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 204-205.
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