Graduieren

[208] Graduieren (lat.), nach Stufen oder Graden ab teilen, insbes. jemand einen akademischen Grad erteilen (s. Graduiert). – In der Technologie heißt g Maßflaschen, Maßzylinder, Büretten und Pipetten mit einer Skala versehen, an der man deren Rauminhalt ablesen kann. Um ein Gefäß zu g. oder auch nur seinen ganzen Rauminhalt zu bestimmen, füllt man es unter Vermeidung von Luftblasen mit destilliertem Wasser oder besser mit Quecksilber von bestimmter Temperatur und wägt oder mißt dieses. Bei Büretten trägt man die Teilstriche für gleichgroße Volumina oder, ohne Rücksicht auf den innern Rauminhalt, eine Millimeterskala auf und bestimmt nachher die den einzelnen Teilen entsprechenden Volumgehalte. Die Anfertigung einer gleichmäßigen Skala geschieht mit Hilfe der Teilmaschine (Kopiermaschine, vgl. Bunsens »Gasometrische Methoden«, 2. Aufl., Braunschweig 1877). Dabei überzieht man die Röhren mit einer dünnen Wachsschicht und ätzt die in letztere eingeritzten Teilstriche mit Flußsäure dämpfen. Das Abzeichnen bestimmter Volumina auf einer Röhre (Kalibrieren) geschieht mit Quecksilber und mit dem an einem Ende zugeschmolzenen Meßröhrchen, das, mit Quecksilber bis zum Überfließen gefüllt und dann abgestrichen, genau einen Raumteil, z. B. 1 ccm, Quecksilber von bestimmter Temperatur enthalten muß. Dies Gefäß entleert man in die senkrecht stehende Röhre und bezeichnet den Gipfel des Meniskus mit einem wagerechten Strich an der Röhre. Hierauf wird das Meßgefäß zum zweitenmal gefüllt, in die Röhre entleert und der Stand des Quecksilbers abermals bezeichnet u. Mit Hilfe einer Bürette graduiert man eine Röhre, indem man stets gleichgroße Mengen von Quecksilber oder Wasser aus der Bürette in die Röhre fließen läßt. Traut man der Röhre zwischen je zwei der aufgetragenen Teilstriche gleichbleibendes Kaliber zu, so wird die feinere Teilung mit einer Teilmaschine ausgeführt. G. nennt man auch die mechanische Teilung jedes Limbus.[208]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 208-209.
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