Granatapfelmuster

[222] Granatapfelmuster, ein für die Weberei des Mittelalters typisches Ornament, das, im Altertum schon bei den Assyrern üblich, später von den Juden, Arabern und Griechen weiter ausgebildet wurde und aus dem Orient nach Europa kam.

Granatapfelmuster.
Granatapfelmuster.

Hier wurde es frühzeitig mit der Rose so verbunden, daß ihre Blätter die Umrahmung für den aufgesprungenen Apfel bildeten. Später gesellte sich noch dazu eine Krone, welche die des ewigen Lebens bedeutete, ebenso wie der Granatapfel und die Rose Symbole der Madonna sind. Das G. wurde in der Gotik zu höchstem Reichtum entfaltet, dann aber auch von der Renaissance angenommen. Es findet sich auf allen Gattungen von Geweben, deren prächtigste die Kirchengewänder sind (s. Abbildung u. Tafel »Pflanzenornamente II«, Fig. 25). Sehr häufig bezeichnet man als G. auch Ornamente, die von einer Granate nichts aufweisen, sondern eine Distel, und zwar Carthamus tinctorius, zeigen. Vgl. Jacobsthal, Arazeenformen in der Flora des Ornaments (in der »Festschrift der königlichen Technischen Hochschule«, Berl. 1884).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 222.
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