Guarīni

[482] Guarīni (spr. gwa-), Giovanni Battista, ital. Dichter, geb. 10. Dez. 1538 in Ferrara, gest. 7. Okt. 1612 in Venedig, wurde noch sehr jung Professor der Literatur und Philosophie in Ferrara. Mit 30 Jahren trat er in die Dienste Alfons' II. von Ferrara, der ihn an verschiedene Hofe schickte, zuletzt an die polnischen Stände, um ihn diesen zum König vorzuschlagen. Nach dem Mißlingen dieser Sendung entlassen, zog er sich 1582 auf sein Landgut bei Rovigo zurück. Schon 1585 wieder vom Herzog als Staatssekretär berufen, nahm er 1587, durch diesen gekränkt, seine Entlassung. Nachdem er kurze Zeit am Hofe des Herzogs von Savoyen verweilt und eine Reihe von Jahren privatisiert hatte, trat er 1597 vorübergehend in die Dienste des Großherzogs Ferdinand I. von Toskana und des Herzogs von Urbino, um dann nach Ferrara zurückzukehren, das ihn 1605 zur Beglückwünschung Pauls V. nach Rom sandte. Er hielt sich immer mir zeitweilig in Ferrara auf, denn zahlreiche Prozesse, in die ihn sein streitsüchtiger Charakter selbst mit seinen nächsten Angehörigen verwickelte, nötigten ihn zu fortwährenden Reisen. Auf einer davon starb er in Venedig. Von seinen poetischen Werken ist sein Schäferdrama »Il pastor fido«, die vorzüglichste aller Nachahmungen des »Aminta« Tassos, am berühmtesten geworden. Es wurde 1585 in Turin ausgeführt, aber erst 1590 zu Venedig gedruckt. Als Drama mangelhaft, hat das Stück große lyrische Schönheiten und zeichnet sich durch Eleganz der Sprache und des Versbaues aus. Es ist außerordentlich oft gedruckt (etwa 170 italienische Ausgaben von 1590–1830, am besten Vened. 1602 und 1769, Leid. 1678, Lond. 1800, Mail. 1807), auch in fast alle europäische Sprachen übersetzt (in französischer Sprache über 50 Ausgaben, deutsch mehr als ein Dutzend, z. B. Gotha 1815, Zwickau 1822, Grimma 1846) und für die Entwickelung des Schäferdramas im 16. und 17. Jahrh. von großer, vielfach nachteiliger Bedeutung geworden. Von Guarinis übrigen Werken sind zu erwähnen seine »Rime« (Vened. 1598 u. ö.), sein Lustspiel »La idropica« (Verona 1734), der Dialog »Il segretario« (Vened. 1594), die »Lettere« (das. 1593 und 1615) und endlich sein erst 1818 gedruckter »Trattato della politica libertà«. Eine unvollendet gebliebene Sammlung seiner Werke besorgten Barotti und A. Zeno (Verona 1737–38, 4 Bde.). Vgl. Rossi, Battista G ed il Pastor fido (Turin 1886).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 482.
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