Hahnschlag

[627] Hahnschlag, eine besonders im 18. Jahrh. in Aufnahme gekommene Volksbelustigung, bei der ein Hahn in ein Erdloch gesetzt und mit einem Topf bedeckt wird, worauf die Teilnehmer nacheinander mit verbundenen Augen, nachdem sie mehrere Male im Kreis herumgeführt worden sind, in der vermeintlichen Richtung nach dem Topf zuschreiten und mit einem Stock oder Dreschflegel nach demselben schlagen. Der Treffer gewinnt den Hahn. In neuerer Zeit schlägt man meist nur nach dem leeren Topf und bewahrt den Hahn als Preis im Korbe. Mannhardt hat den H. auf altheidnische Vorstellungen zurückgeführt. Der mit andern Dämonen im Kornfeld hausende Gewitterhahn wurde mit dem letzten Sensenhieb oder Dreschflegelschlag getötet (s. Dreschkönig). Es handelt sich also eigentlich um eine Kirmes- und Erntefestbelustigung, die fälschlich hier und da in die Oster- und Pfingstzeit versetzt wurde.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 627.
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