Mannhardt

[235] Mannhardt, 1) Johann, Mechaniker, geb. 1798 in Tegernsee, gest. 25. Aug. 1878 in München, erlernte die Uhrmacherei, baute 1826 für den Turm in Egern eine Uhr mit eigenartigem Triebwerk, siedelte 1844 nach München über, konstruierte eine neue Plombiermaschine und Ölmühle sowie die eisernen Oberlichtdachstühle für die Pinakothek; auch baute er Bohr-, Hobel- und Räderschneidmaschinen, Drehbänke, Torfpressen, Hechelmaschinen, Kraftstühle etc., die, wie seine Werkzeuge, verbesserten Schraubstöcke etc., weite Verbreitung fanden. Namentlich lieferte er Turmuhren für fast alle europäischen Staaten und Amerika. Seine freie Hemmung bewährte sich vorzüglich, und für den Rathausturm in Berlin baute er ein Werk mit freier Pendelbewegung und nur zwei Rädern. Auch stellte er eine Uhr her, die zugleich mit der Schärfe eines Thermometers arbeitet und schon bei 2° Temperaturunterschied den 100. Teil einer Linie als Schwingungsdifferenz abzulesen gestattet. Seine Verbesserungen bezeichnen den Beginn einer neuen Periode für genaue Zeitmessung.

2) Wilhelm, Forscher auf dem Gebiete der germanischen Myth alogie, geb. 26. März 1831 zu Friedrichstadt in Schleswig, Sohn eines mennonitischen Predigers, gest. 26. Dez. 1880 in Danzig, wohin sein Vater bereits 1836 übergesiedelt war, studierte 1851–54 in Berlin und Tübingen und übernahm dann 1855, in Berlin sich niederlassend, die Herausgabe der »Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde«. Nachdem er sich 1858 als Privatdozent in Berlin habilitiert, veröffentlichte er: »Germanische Mythen, Forschungen« (Berl. 1858); das populäre Werk »Die Götter der deutschen und nordischen Völker« (das. 1860) und »Weihnachtsblüten in Sittte und Sage« (das. 1864). Aus Gesundheitsrücksichten zog er sich 1863 nach Danzig zurück und widmete sich hier nach Abfassung einer größern Denkschrift: »Die Wehrfreiheit der altpreußischen Mennoniten« (Marienb. 1863), gänzlich dem Plan, zur Grundlegung des wissenschaftlichen Aufbaues der germanischen Mythologie ein Urkundenbuch der Volksüberlieferung ins Leben zu rufen. Früchte dieser Bemühungen sind die Schriften: »Roggenwolf und Roggenhund« (Danz. 1865, 2. Aufl. 1866); »Die Korndämonen« (Berl. 1868); »Lasitii de diis Somagitorum libellus« (Mitau 1868); »Wald- und Feldkulte« (Berl. 1875–1877, 2 Bde.; 2. Aufl., besorgt von W. Heuschkel, 1904 bis 1905); »Klytia« (das. 1876) u. a. Nach seinem Tod erschienen: »Gedichte« (Danz. 1881, mit Biographie) und »Mythologische Forschungen« (hrsg. von Patzig, Straßb. 1884).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 235.
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