Heißdampfmaschine

[115] Heißdampfmaschine, Dampfmaschine, die mit überhitztem Dampf (Heißdampf) betrieben wird. Sie unterscheidet sich von der mit gesättigtem Dampf (Sattdampf) arbeitenden Maschine, der Sattdampfmaschine, nur in der konstruktiven Ausbildung mehrerer Einzelheiten und der Wahl des Materials. Heißdampfmaschinen werden einfach- und doppeltwirkend gebaut. Der Dampfzylinder ist so zu konstruieren, daß er sich möglichst frei ausdehnen kann. Rippen, Längskanäle, Fußanschlüsse etc. sind möglichst[115] zu vermeiden, besonders an dem Zylinderteil, in dem der Kolben läuft. Ein Dampfmantel ist bei Heißdampfzylindern oft nicht vorhanden. Der Kolben ist meist verhältnismäßig lang, und die Liderungsringe werden so angeordnet, daß sie mit den heißesten Zonen des Zylinders wenig in Berührung kommen. Besondere Sorgfalt ist den Stopfbüchsen zuzuwenden. Solche mit Metallpackung haben sich im allgemeinen gut bewährt. Die Stopfbüchsen sind nach Möglichkeit so anzuordnen, daß sie von der Luft umspült sind und dadurch gekühlt werden. Kupfer und Rotguß ist für alle Teile, die mit dem Heißdampf in Berührung kommen, zu vermeiden. Dies gilt auch von der Metallpackung der Stopfbüchsen. Als Steuerungsorgane kommen in erster Linie Ventile in Betracht. Ferner werden noch Kolbenschieber verwendet. Zur Schmierung des Zylinders ist ein Öl zu verwenden, daß auch bei hohen Temperaturen seine Schmierfähigkeit nicht verliert. Bei der Überhitzung des Dampfes (s. Überhitzer) geht man meist nicht über 350°. Der Dampfverbrauch der H. ist geringer als bei der Sattdampfmaschine. Vgl. Hrabák, Theorie und praktische Berechnung der Heißdampfmaschinen (Berl. 1904); auch Artikel »Dampfmaschine«, S. 456.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 115-116.
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