Heister [3]

[118] Heister, 1) Siegbert, Graf von, österreich. Feldmarschall, geb. 1646, gest. 22. Febr. 1718 auf seinem Landgut Kirchberg in Steiermark, nahm, 1665 in die Armee eingetreten, fast an allen Feldzügen gegen Türken und Franzosen teil, befehligte bei Zenta 11. Sept. 1697 den rechten Flügel der kaiserlichen Armee und siegte 1704 in mehreren Gefechten über Rakoczy. Dann kurze Zeit in Tirol und bei der Reichsarmee verwendet, erhielt er 1708 den Oberbefehl in Ungarn und beschleunigte die Pazifizierung des Landes durch den Sieg bei Trentschin (4. Aug. 1708). Der Feldzug von 1717 gegen die Türken war der letzte, den er mitmachte.

2) Lorenz, Mediziner, geb. 19. Sept. 1683 in Frankfurt a. M., gest. 18. April 1758, studierte 1702–1708 in Gießen, Amsterdam und Leiden, lehrte dann mit Ruysch in Amsterdam Anatomie und wurde 1709 Oberfeldarzt bei der holländischen Armee, bald darauf Professor der Anatomie und Chirurgie in Altdorf und 1720 der Chirurgie in Helmstedt. H. war einer der bedeutendsten Vertreter der deutschen Chirurgie des 18. Jahrh. In der Botanik trat er mehrfach als Gegner Linnés auf. Seine »Chirurgie« (Nürnb. 1719, 6. Aufl. 1779; lat., Amsterd. 1739, 2 Bde.; neue Aufl. 1750) wurde fast in alle europäischen Sprachen übersetzt. Außerdem schrieb er: »Compendium institutionum s. fundamentum medicinae« (Helmstedt 1736); »Compendium medicinae practicae« (Amsterd. 1745); »Medizinische, chirurgische und anatomische Wahrnehmungen« (Rostock 1753 u. 1770, 2 Bde.); »Anatomisch-chirurgisches Lexikon« (Berl. 1753); »Systema plantarum generale ex fructificatione« (Helmstedt 1748). Biographien von Leporin (Quedlinb. 1725) und Wernsdorf (Helmstedt 1758).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 118.
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