Herzerweiterung

[250] Herzerweiterung (Dilatatio cordis), Erweiterung der Herzhöhlen, kann einmal dadurch entstehen, daß die Innenfläche der Herzwand während der Ausdehnung der Herzkammern (Diastole) einem abnorm starken Druck ausgesetzt wird, dem dieselbe in gewissem Grade nachgibt, ferner dadurch, daß die Herzkammern bei gewissen Herzfehlern sich einem vermehrten Füllungsgrad anpassen (s. Herzfehler), endlich dadurch, daß der gewöhnliche, nicht abnorm verstärkte Blutdruck auf eine krankhaft veränderte Herzwand einwirkt. Durch vermehrte Herzarbeit gesellt sich zur H. häufig eine Vermehrung der Herzmuskelsubstanz (Herzhypertrophie, s. d.). Die Veränderung der Herzwand, die bei gewöhnlichen Blutdruckverhältnissen zur H. führt, beruht in den unter Herzmuskelerkrankungen und »Herzentzündung« geschilderten Entzündungen und Ernährungsstörungen des Herzfleisches. In diesem Fall, ebenso dann, wenn die H. nicht von einer ausgleichenden (kompensatorischen) Hypertrophie begleitet ist, stellt sie ein Zeichen von Herzschwäche dar und ist verbunden mit Herzklopfen, Atemnot, Beklemmung auf der Brust, Blausucht und schließlich Wassersucht. Der Verlauf ist dann ein ungünstiger; bei guter Muskelbeschaffenheit dagegen ist die H. kein an sich bedenklicher Vorgang. Das Vorkommen von akuter H. nach einmaliger starker Überanstrengung des Herzens, mit Ausbleiben oder nur langsamen Eintritt der Erholung, ist nicht völlig sichergestellt. Die Behandlung der H. besteht in einer geregelten, kräftigen Ernährung des Körpers, in der Vermeidung von körperlichen und geistigen Anstrengungen, in Vermeidung alkoholischer Getränke, im Gebrauch von kohlensauren Bädern, von Digitalis u. a.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 250.
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