Hessing

[280] Hessing, Friedrich, Orthopäde, geb. 1838 in Schönborn bei Rothenburg a. d. Tauber, erlernte die Gärtnerei, Tischlerei, Schlosserei, den Orgelbau, die Sattlerei etc. und beschäftigte sich schon als Knabe mit dem Gedanken, auf welche Weise wohl krumme Beine gerade gemacht, Krücken entbehrlich werden könnten. 15 Jahre studierte er am eignen Körper, dann an einem Skelett den Bau und die Bewegungen der Gelenke mit der Absicht, Maschinen herzustellen, die einen verletzten oder erkrankten Körperteil so vollkommen entlasten, daß er, im Schweben ruhend, bei freier Bewegung des Körpers heilt. Er erfand den Hülsenschienenverband[280] und erreichte damit die glänzendsten Erfolge bei Knochenbrüchen, Verrenkungen, Gelenkentzündungen, Kontrakturen, bei X- und O-Beinen, Verkrümmungen des Rückgrats noch wachsender Körper, bei Rückenmarksschwindsucht etc. Für den Krieg schuf er die Feldapparate, die verletzte Glieder so durchaus unbeweglich machen, daß ein schmerzloser Transport der Verwundeten vom Schlachtfeld auf weite Entfernungen möglich wird. 1866 errichtete H. ein Sanatorium in Göggingen bei Augsburg, dem bald zwei andre folgten. Mit L. Haßlauer gab er heraus »Orthopädische Therapie« (Wien 1903). Vgl. Schüler, Friedrich H., der Reformator der orthopädischen Heilkunst (Berl. 1898).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 280-281.
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