Hymen [2]

[703] Hymen (griech., Jungfernhäutchen, Scheidenklappe), eine meist halbmond-, selten ringförmige Falte am Eingang der jungfräulichen Scheide bei Menschen und Tieren. Das H. wird in der Regel bei der ersten Begattung zerrissen und besitzt daher große gerichtlich-medizinische Bedeutung. Seine Unversehrtheit ist ein fast sicheres Zeichen der Jungfräulichkeit, doch gestattet wohl eine besonders weite Form die Begattung ohne Zerreißung, und auch versuchte Begattung kann zur Befruchtung führen. Die durch die Verletzung bedingte Blutung kann so gering sein, daß sie sich der Wahrnehmung der Beteiligten entzieht (das Gesetz Mosis 5, Kap. 22, V. 13 ff. hat unrecht), anderseits sind auch bedrohliche Blutungen äußerst selten. Bei unzüchtigen Attentaten, namentlich an kleinen Kindern, bleibt das H. oft erhalten. Durch irgendwelche gewaltsame Beinstellungen zerreißt das H. nicht. Häufig vorkommende Einkerbungen können von Nichtsachverständigen als Einrisse gedeutet werden. Durch die Geburt erst, nicht durch den Geschlechtsverkehr, wird das H. bis auf geringe Reste, die sogen. myrtenförmigen Karunkeln, zerstört.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 703.
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