Jauer

[207] Jauer, Kreisstadt im preuß. Regbez. Liegnitz, an der Wütenden Neiße, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Ziegenhals-Raudten und J.-Rohnstock sowie der Kleinbahn J.-Maltsch, 193 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, Synagoge, Gymnasium, Handelsschule, Waisenheim, Zuchthaus, Amtsgericht, die Schweidnitz-Jauersche Fürstentumslandschaft, Maschinen-, Patentachsen-, Federn-, Tuch-, Wurst- und Zigarrenfabrikation und (1900) mit der Garnison (ein Infanteriebataillon Nr. 154) 13,024 Einw., davon 3700 Katholiken und 74 Juden. – J., 1242 zuerst urkundlich erwähnt, entstand als deutsche Stadt neben einem gleichnamigen slawischen Dorf, erhielt nach 1273 das Meilenrecht, war seit 1303 Hauptstadt des Fürstentums J., das im südlichen Teil des gegenwärtigen Regierungsbezirks Liegnitz 3200 qkm (58 QM.) einnahm und ungefähr mit den jetzigen Kreisen Bunzlau, Hirschberg, J., Schönau und Löwenberg zusammenfiel; es gehörte 1392–1741 zu Böhmen. 1526 ward die Reformation eingeführt, aber es entstand ein bis 1650 dauernder harter Kampf zwischen den Bekenntnissen, und die Stadt hatte besonders 1629 durch die Liechtensteinschen Dragonaden, welche die evangelischen Schlesier zum Katholizismus bekehren sollten, zu leiden. Vgl. Schönaich, Die alte Fürstentumshauptstadt J. (Jauer 1903).

Wappen von Jauer.
Wappen von Jauer.
Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 207.
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