Kartoffelzüchtung

[699] Kartoffelzüchtung, die systematische Verbesserung älterer bewährter Kartoffelsorten und die Züchtung neuer, besserer Sorten zur Beschaffung guten Saatgutes. Gut mittelgroße Knollen bringen zwar einen höhern und rentablern Ertrag als die kleinern, aber demungeachtet läßt sich bei der ungeschlechtlichen Vermehrung durch alleinige Auswahl nach der Größe der Saatknollen oder nach Form der Triebe und Knollen eine Kartoffelforte nur wenig erfolgreich und dauernd veredeln, weil die Kartoffelsorten sehr leicht und schnell, manche schon nach wenigen Jahren, abbauen. Die modernen Methoden der K. bestehen daher ausschließlich in der geschlechtlichen Vermehrung durch Bastardierung, d. h. in der Erzeugung neuer Sorten durch gegenseitige Kreuzung der Blüten solcher Sorten, die sich beim Anbau erfahrungsgemäß bewährt haben. Über die Durchführung der K. s. Pflanzenzüchtung. Als bisherige Erfolge der K. sind zu erwähnen: 1) Die Erträge sind außerordentlich gehoben. Während man noch vor 15 Jahren Kartoffelerträge von 140 dz auf 1 Hektar als hoch befriedigend ansah, ist man heute in vielen Wirtschaften mit der Ernte nicht zufrieden, wenn nicht über 200, ja 240 dz auf 1 Hektar gewonnen werden. 2) Der Stärkemehlgehalt ist noch mehr verbessert worden. Früher befriedigte ein Stärkemehlgehalt von 15 Proz., während durch die K. heute viele Sorten entstanden sind, die 18, ja 20 Proz. und mehr Stärkemehl beständig aufweisen, einige Sorten erreichen sogar bis 25 Proz. 3) Gesundheitszustand und Widerstandsfähigkeit der Kartoffeln gegen Pflanzenkrankheiten haben sich durch die K. beträchtlich gehoben. Bekannte Kartoffelzüchter und Kartoffelkulturstationen sind: Richter in Zwickau, Paulsen in Nassengrund, Cimbal in Frömsdorf (Preußisch-Schlesien), Dołkowski in Neudorf bei Kenty (Galizien), Milner in Heraletz (Böhmen), Hennings in Herrenleis bei Ladendorf (Niederösterreich) etc.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 699.
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