Keleti

[820] Keleti, 1) Karl, ungar. Statistiker, geb. 18. Juli 1833 in Preßburg, gest. 30. Mai 1892 in Budapest, studierte in Ofen, trat 1849 in die Reihen der Honveds, bekleidete darauf mehrere Jahre verschiedene Ämter, redigierte 1865–66 das »Politische Wochenblatt« des Barons Eötvös, wurde 1867 Sektionsrat des Statistischen Bureaus, an dessen Spitze er seit 1872 als Ministerialrat stand, 1868 Mitglied der ungarischen Akademie. Er veröffentlichte damals ein treffliches Werk über »Kataster und Grundsteuer«. Seine bedeutendsten Schriften, zumeist in ungarischer Sprache, sind: »Amtliche statistische Mitteilungen« (18 Hefte); »Amtliches statistisches Jahrbuch« (1872 ff., 15 Bde.); »Unser Vaterland und dessen Bevölkerung« (1871, 2. Aufl. 1873); »Skizze der Landeskunde Ungarns« (1873, auch deutsch); »Handbuch der praktischen Statistik« (1875); »Rapport sur l'état de l'agricultureen Hongrie« (1878); »Ungarns Nationalitäten auf Grund der Volkszählung des Jahres 1880« (1882); »Ungarn im Weltverkehr. Zur Statistik der Hypothekarschulden in Ungarn« (deutsch, 1885); »Die Ernährungsstatistik der Bevölkerung Ungarns« (deutsch, 1887).

2) Gustav Friedrich, ungar. Maler und Kunstschriftsteller, Bruder des vorigen, geb. 1834 in Preßburg, gest. Anfang September 1902 in Budapest, widmete sich anfangs juristischen Studien in Pest und Wien und trat als Erzieher in das Haus des ungarischen Unterrichtsministers Eötvös, dessen Geistesrichtung auf seine Entwickelung nachhaltigen Einfluß übte. Seiner Neigung folgend, wandte sich K. darauf der Künstlerlaufbahn zu. Während eines mehrjährigen Aufenthalts an der Kunstakademie in München fand er unter dem Einfluß von Fischbach, Voltz und Schleich seine eignen Wege, die ihn in der Landschaftsmalerei der lyrisch-heroischen Richtung zuführten. Nebenbei versuchte er mit Glück seinen durch wiederholte Reisen geläuterten Kunstanschauungen auch auf literarischem Gebiet in Ungarn Geltung zu verschaffen und dort eine verständnisvollere Kunstkritik[820] anzubahnen. 1871 wurden unter seiner Leitung die königlich ungarische Landeszeichenschule und Zeichenlehrerbildungsanstalt, 1880 die königliche Kunstgewerbeschule errichtet, deren Direktor K. wurde. Seit 1884 war er Mitglied der ungarischen Akademie.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 820-821.
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