Kieserīt

[898] Kieserīt, Mineral, wasserhaltige schwefelsaure Magnesia MgSO4+H2O, kristallisiert monoklinisch, findet sich aber meist derb in körnigen bis dichten Aggregaten, ist farblos, grau, gelblich, durchscheinend, wird an der Luft durch Aufnahme von Wasser trüb, Härte 3, spez. Gew. 2,5. Der K. bildet in den Abraumsalzen von Staßfurt starke, mit Steinsalz wechselnde Lagen in einer 56 m mächtigen Schicht, der sogen. Kieseritregion. Auch in andern norddeutschen Salzlagern sowie im Salzton zu Hallstatt, bei Kalusz in Galizien und im Pandschab in Ostindien kommt er vor. Die Produktion in Staßfurt betrug 1880: 2144, 1890: 8030, 1893: 8018, 1902: 3975 Ton. Der K. löst sich langsam, aber vollständig und reichlich in Wasser; aus dieser Lösung kristallisiert beim Verdampfen Bittersalz MgSO4+7H2O, von dem er sich nur durch den Wassergehalt unterscheidet. Mischt man die Kieseritlösung mit einer Lösung von Kochsalz (Chlornatrium), so kristallisiert bei niederer Temperatur schwefelsaures Natron (Glaubersalz), und in der Lösung bleibt Chlormagnesium. Aus den Rückständen von der Verarbeitung der Abraumsalze auf Chlorkalium wird der K. durch einen Waschprozeß abgeschieden und in konische Formen gefüllt, in denen er sehr schnell erhärtet, indem die Partikelchen Wasser chemisch binden und beim Kristallisieren zusammenwachsen. Diese Kieseritsteine (Blockkiesern) enthalten etwa 60 Proz. schwefelsaure Magnesia; der Rest besteht aus Wasser (23–26 Proz.), Ton, schwefelsaurem Kalk und wenig Chlornatrium. Man benutzt K. zur Darstellung von Bittersalz, Glaubersalz, Kaliumsulfat, Blanc fixe, in der Appretur, zu Kunstdünger, zu galvanischen Batterien. Rührt man K. mit Ätzkalk und Wasser zu einem Brei an, so erstarrt die Masse und gibt nach starkem Glühen, Pulvern und abermaligem Anrühren mit Wasser eine marmorartige, polierbare Masse, die zur Darstellung von Ornamenten, Wandbekleidungen, Fußbodenplatten etc. empfohlen worden ist.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 898.
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