Kiss

[75] Kiss (spr. kisch), 1) Ernst, Freiherr von Elemér und Ittebe, ungar. General, geb. 1800 zu Temesvár im Banat, gest. 6. Okt. 1849 in Arad, war bereits zum Obersten in einem österreichischen Husarenregiment avanciert, als er 1848 aus Patriotismus zu den Insurgenten übertrat. Kossuth ernannte ihn zum General, worauf er im Banat mit wechselndem Glück gegen die Serben focht; doch mußte er sich nach der Kapitulation von Világos an Paskewitsch ergeben und ward auf Befehl Haynaus in Arad erschossen.

2) (Ehedem Klein) Joseph, ungar. Dichter, geb. 8. Nov. 1843 in Mezö-Csát, verlor früh seine Eltern und erwarb sich auf autodidaktischem Weg eine umfassende Bildung. Nach mehreren Wanderjahren als Volkslehrer und Journalist kam er nach Temesvar, wo er geraume Zeit als Notar der dortigen jüdischen Gemeinde lebte. Seine ersten »Gedichte« (1868) vermochten nur geringen Eindruck hervorzurufen, um so größer war der Beifall, den zehn Jahre später seine »Gesammelten Dichtungen« (1878) fanden. Insbesondere machten seine Balladen, deren Stoff er mit Vorliebe der jüdischen Sage oder der jüdisch-magyarischen Gesellschaft entlehnt, seinen Namen allgemein bekannt und gefeiert. Seit 1882 lebt K. in Budapest. Deutsche Übersetzungen seiner Gedichte gaben Steinbach (Wien 1886) und L. Neugebauer (Leipz. 1887) heraus; letzterer übersetzte auch das episch moralische Gedicht »Lied von der Nähmaschine« (das. 1884). K. hat auch einen Band religiöser Dichtungen für Israeliten (1888) verfaßt. Seit 1890 redigiert er die belletristische Zeitung »A hét« (»Die Woche«). Seine Dichtungen haben zahlreiche Auflagen erlebt, eine illustrierte Prachtausgabe erschien 1901.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 75.
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