Klaatsch

[85] Klaatsch, Hermann, Anthropolog, geb. 10. März 1863 in Berlin, studierte seit 1881 Medizin in Heidelberg und Berlin, wurde 1885 Assistent von Waldeyer in Berlin, 1888 von Gegenbaur in Heidelberg, habilitierte sich daselbst 1890 als Privatdozent und wurde 1895 außerordentlicher Professor. Er machte anthropologisch-vorgeschichtliche Studienreisen nach Belgien, Frankreich, England und 1904 nach Australien. K. lieferte anatomische Arbeiten über die Wirbelsäule, das Hautskelett, über Mammarorgane, den Darmkanal, Amphioxus, über Extremitäten etc. Vorzüglich förderte er die moderne Anthropologie durch Untersuchungen über die fossilen Knochenreste des Menschen (Neandertal, Spy, Krapina) und durch vergleichende Studien an Skeletten moderner niederer Menschenrassen, besonders Australier. Auch machte er auf eigne Grabungen gestützte Forschungen über die paläolithischen Kieselartefakte Frankreichs, Belgiens und Deutschlands (Nachweis solcher im Diluvium von Britz und Rüdersdorf bei Berlin) und entdeckte im Cantal Steinwerkzeuge, die für das Vorhandensein des Menschen in der Tertiärzeit entscheidend sind. Er schrieb für Krämers »Weltall und Menschheit« den 2. Band: Entstehung und Entwickelung des Menschengeschlechts (Berl. 1902) und »Grundzüge der Lehre Darwins« (3. Aufl., Mannh. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 85.
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