Kleisthĕnes

[128] Kleisthĕnes (lat. Clisthenes), 1) der letzte Tyrann von Sikyon um 600 v. Chr., aus dem Geschlecht der Orthagoriden, ein milder und gerechter Herrscher, der in der Stadt zahlreiche Prachtbauten aufführte, sie von Argos unabhängig machte und den Gegensatz der Stände dadurch beseitigte, daß er den Doriern ihre Vorrechte entzog. Auch als Feldherr zeichnete er sich im ersten heiligen Krieg aus (600–590), indem er durch die Zerstörung von Krisa die Unabhängigkeit von Delphi und seiner Priesterschaft herstellte. K. starb 570.

2) Athener, Sohn des Megakles und der Agariste, der Tochter des vorigen, Haupt der Alkmäoniden, gewann die delphische Priesterschaft durch Wiederaufbau ihres verbrannten Tempels, dafür, daß sie ihm durch ein Orakel den Beistand der Spartaner zum Sturz der Peisistratiden 510 v. Chr. verschaffte. Zwar behauptete er sich zunächst nicht, als er an die Spitze der Demokratie trat, gegen Isagoras, das Haupt der Adelspartei, und die ihn unterstützenden Spartaner.[128] Doch kehrte er 508 mit bewaffneter Macht nach Athen zurück, vertrieb seine Gegner und erweiterte die wiederhergestellte Solonische Verfassung dahin, daß er die alten Phylen aufhob, um den persönlichen Einfluß des Adels zu brechen, die Zahl der Ratsmitglieder vermehrte, die Wahl zum Archontat durch das Los und den Ostrakismos (Scherbengericht) einführte und die Volksgerichtsbarkeit ausdehnte. Über sein ferneres Leben ist nichts Zuverlässiges bekannt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 128-129.
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