Kolben [2]

[257] Kolben, im Maschinenbau ein Körper, der sich in dem Zylinder einer Pumpe, einer Dampfmaschine etc. hin und her bewegt und dazu dient, auf das im Zylinder befindliche Medium (Flüssigkeit, Dampf, Gas) Kraft und Bewegung zu übertragen oder von demselben zu empfangen. Im ersten Falle bewegt man den K. an der mit ihm verbundenen, aus dem Zylinder herausragenden Stange, der Kolbenstange, und setzt dadurch das Medium in Bewegung, im zweiten Falle läßt man das Medium mit Druck auf den K. wirken, der dadurch verschoben wird und seine Bewegung mittels der Kolbenstange weiter überträgt. Zur Verhinderung des Entweichens von Flüssigkeit, Dampf etc. zwischen Zylinderwand und K. ist dichter Schluß dieser Teile nötig. Mit den Mitteln zur Abdichtung, den Dichtungen (Liderungen), kann der Zylinder oder der K. ausgerüstet sein. Man unterscheidet: Tauchkolben (Mönchskolben, Plungerkolben, Plunger), können als verdickte Kolbenstangen angesehen werden, bewegen sich meist mit Spielraum im Zylinder, der an der Eintrittsstelle des Kolbens mit Liderung versehen ist; Scheibenkolben, besitzen mehr oder weniger scheibenförmige Gestalt, sind mit Liderung ausgestattet und schließen dicht an der Zylinderwand an; Ventilkolben sind durchbrochene Scheibenkolben oder hohle Tauchkolben (bei den Rittinger-Pumpen) und mit Ventilen oder Klappen aus Metall, Leder oder Gummi versehen, die dem im Zylinder befindlichen Medium den Durchtritt in einer Richtung gestatten. Tauchkolben werden häufig durch eine Stopfbüchse (s. d.) gedichtet, deren Packung verschieden sein kann. Bei hohen Pressungen und gewöhnlicher Temperatur ist die Manschettendichtung (Lederstulpdichtung) geeignet für Tauchkolben und Scheibenkolben. Die Manschette (der Stulp) ist ein den K. umgebender Ring aus Leder oder Gummi, der durch den Flüssigkeitsdruck gegen den K., bez. die Zylinderwand gedrückt wird. In manchen Fällen genügt bei Scheibenkolben eine Einlage von Hanf, Leinwand u. dgl., die in einer ringsum laufenden Nute des Kolbens festgehalten wird. Für Warmwasserpumpen hat sich Holzliderung (ein den Scheibenkolben umgebender Holzring) bewährt. Für höhere Temperaturen sind Metalliderungen erforderlich. Der Scheibenkolben ist hierbei mit federnden Ringen aus Gußeisen, Stahl oder Bronze versehen, die sich gegen die Zylinderwand pressen (bei Dampfmaschinen, Gasmotoren etc.). Metallische Dichtung wird ferner erzielt durch das sorgfältige Einschleifen des Kolbens in den Zylinder (eingeschliffener K.). Bei der Labyrinthdichtung ist eine Anzahl ringsum laufender Nuten im Zylinderkörper an der Eintrittsstelle des Tauchkolbens, bez. am Umfang des Scheibenkolbens angeordnet, die möglichst mit Schmiermaterial gefüllt sein sollen. Die Kolbenliderungen sollen der Bewegung des Kolbens möglichst geringen Reibungswiderstand entgegensetzen, und die Abnutzung der aneinander gleitenden Teile soll möglichst gering sein, damit ein dauerndes Dichthalten gesichert ist.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 257.
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