Lackmus

[21] Lackmus (Lacca musica, L. musci), blauer Farbstoff, der aus verschiedenen Flechten, Roccella-, Variolaria- und Lecanora-Arten (früher fälschlich Moose, musci genannt, daher der Name), besonders aus Lecanora tartarea, namentlich in Holland dargestellt wird. Man überläßt die gemahlenen Flechten unter Zusatz von Kalk, Pottasche oder Ammoniak etwa vier Wochen der Gärung, verdickt dann die Masse, in der sich der blaue Farbstoff entwickelt hat, mit Kreide und Gips, bringt sie in die Form kleiner Würfel und trocknet sie. L. ist dunkelblau, matt, erdig und gibt mit Wasser eine blaue Flüssigkeit, die sich durch Säure zwiebelrot färbt, während die gerötete Lösung durch Alkalien ebenso leicht wieder blau wird. An der Luft ist es leicht vergänglich. L. enthält als wesentlichen Bestandteil einen Farbstoff, das durch Einwirkung von Luft und Ammoniak auf Orcin entstandene Azolitmin C7H7NO4, es dient zur Ermittelung der sauren, neutralen oder alkalischen Reaktion eines Körpers. Dies geschieht besonders bei der Maßanalyse durch Lackmustinktur, sonst aber durch Lackmuspapier (charta exploratoria). Zur Bereitung des letztern behandelt man 1 Teil gepulvertes L. 24 Stunden mit kaltem Weingeist, extrahiert es dann mit kaltem Wasser, versetzt die Hälfte des 10 Teile betragenden Filtrats vorsichtig mit verdünnter Phosphorsäure, bis sich die Flüssigkeit eben rötet, und tröpfelt dann von dem zurückgestellten Filtrat so viel hinzu, daß die Flüssigkeit wieder blau wird. Mit dieser Flüssigkeit (Lackmustinktur) tränkt man seines Filtrierpapier, das, nach dem Trocknen in Streifen geschnitten, an einem von Säure- und Ammoniakdämpfen freien Ort aufbewahrt werden muß. Zur Darstellung von rotem Lackmuspapier zieht man das trockne blaue durch sehr stark verdünnte Phosphorsäure und trocknet es.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 21.
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