Lecanōra

[301] Lecanōra Ach. (Kuchen-, Schüsselflechte), Flechtengattung aus der Gruppe der Diskolichenen, mit krustenförmigem, auf der Unterlage ausgebreitetem Thallus und flachen Apothecien, deren Gehäuse Gonidien enthält. Die Gattung umfaßt gegen 30 in Deutschland vorkommende Arten, die auf Steinen und Baumrinden wachsen. L. (Sphaerothallia) esculenta Spr. (Mannaflechte), in den asiatischen Steppen, in der Krim, in der Sahara etc., enthält in ihrem knollenartigen, an der Oberfläche warzigen oder netzartig rissigen Thallus Flechtenstärke und wird in Gegenden, wo alle Nahrungsmittel fehlen, unter dem Namen Erdbrot (Himmelbrot) gemahlen und unter Zusatz von Gerstenmehl zu Brot verbacken. Da sie nur lose dem Boden aufsitzt, so wird sie bei großer Trockenheit durch Winde von den Bergen in die Täler geführt oder gelangt auch durch Stürme in entferntere Gegenden, und ihre erbsengroßen bis 2 cm langen, den Weizenkörnern ähnlichen Bruchstücke werden bisweilen haufenweise vorgefunden. So entstand die Sage von Mannaregen, auch hält man diese Flechte für das Manna der Bibel. Mehrere europäische Arten der mit L. verwandten Gattung Ochrolechia, besonders O. tartarea Körb. (schwedische Lackmusflechte, Weinsteinflechte), dienen gleich der echten Orseilleflechte (s. Roccella) zur Darstellung der Orseille und des Lackmus. Aus Schweden kommt die aus ihr dargestellte weiche Masse als Orseille en pâte, die getrocknete und gemahlene Masse als Persio oder Cudbear in den Handel. In Frankreich dient O. parella Mass. (Parelleflechte) zur Darstellung von Erdorseille oder Orseille von Auvergne.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 301.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika