Lavergne

[268] Lavergne (spr. -wärnj'), Léonce Guilhard, franz. Politiker, geb. 24. Jan. 1809 in Bergerac, gest. 20. Jan. 1880, studierte Rechtswissenschaft und Literaturgeschichte. 1838 machte ihn der Minister des Innern, Remusat, zu seinem Kabinettschef. 1844 wurde er Abteilungschef im auswärtigen Ministerium. Seit 1846 Mitglied der Deputiertenkammer, zog er sich nach der Februarrevolution 1818 ganz vom politischen Leben zurück und trieb volkswirtschaftliche und sozialpolitische Studien. 1855 ward er Mitglied der Akademie für Moral und Politik. Nach dem Sturz des Kaiserreichs ward er 8. Febr. 1871 zum Mitglied der Nationalversammlung gewählt und schloß sich als gemäßigt-freisinniger Orléanist dem rechten Zentrum an, bekämpfte daher Thiers und die Republik. Als aber der Fusionsversuch der Monarchisten gescheitert war, verband er sich mit dem linken Zentrum zur Begründung einer konservativen Republik. An dem Zustandekommen der Verfassung von 1875 hatte er als Präsident der Dreißigerkommission hervorragenden Anteil und ward Ende 1875 zum lebenslänglichen Senator gewählt. Außer zahlreichen Abhandlungen in der »Revue des Deux Mondes«, dem »Journal des Économistes« und dem »Correspondant« schrieb er: »Essai sur l'économie rurale de l'Angleterre, de l'Écosse et de l'Irlande« (1854; 5. Aufl., mit biographischer Einleitung von Lesage, 1882); »Économie rurale de la France depuis 1789« (1830, 4. Aufl. 1877); »Les économistes français du XVIII. siècle« (1870); »Les assemblées provinciales sous Louis XVI« (1863, 2. Aufl 1879). Vgl. Cartier, Léonce de L. (Par. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 268.
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