Leistengegend

[389] Leistengegend (Regio inguinalis, Weichen), bei den Säugetieren der seitliche Teil der Unterbauchgegend (s. Bauch und Tafel »Eingeweide des Menschen I«, Fig. 2). Sie führt ihren Namen von einem sehnigen Strang, dem Leistenband oder Poupartschen Band (ligamentum Poupartii), der wie eine Leiste von dem Darmbein nach dem Schambein verläuft und von Sehnenfasern gebildet wird, die dem untern Rande des äußern schiefen Bauchmuskels angehören (s. Tafel »Muskeln des Menschen«, Fig. 1). Dieses Band läßt durch zwei Spalten, den Leisten- und den Schenkelkanal, normal die Größe für die Beine sowie einige andre Gebilde, abnorm auch Darmschlingen und andre Organe der Bauchhöhle aus letzterer austreten. Beim Menschen ist der Leistenkanal (canalis inguinalis) etwa 4 cm lang; er bildet den Paß für den Samenstrang (s. Samenleiter) beim Mann, für das runde Mutterband (s. Gebärmutter) beim Weib und verläuft in schräger Richtung von hinten und oben nach vorn und unten. Sein Eingang von der Bauchhöhle aus heißt der innere Leistenring, sein Ausgang der Bauchring. Beim Fötus liegt in ihm außer den genannten Gebilden ein blinder Fortsatz des Bauchfelles, der bei der Geburt sich in die Bauchhöhle zurückzieht, bei seinem Fortbestehen jedoch die Veranlassung zum sogen. angebornen Bruch geben kann. Der Schenkelkanal (canalis cruralis) wird durch eine sehnige Scheidewand in zwei Räume geteilt, von denen der größere einige Muskeln durchläßt und von ihnen gänzlich ausgefüllt wird, indes der andre, der Schenkelring, die großen Schenkelgefäße durchläßt. Da aber letztere den Ring nicht völlig verschließen, so können auch hier Darmschlingen austreten (sogen. Schenkelbrüche).

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 389.
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