Samenleiter

[522] Samenleiter (Vas deferens), der Kanal zur Fortleitung des Samens aus dem Hoden nach außen oder zu der Rute; er ist wie der Hode selbst zumeist paarig vorhanden. Bei den Wirbeltieren entsteht er aus einem der beiden Zweige des Urnierenganges, beginnt am Ende des Nebenhodens, d.h. des vordern Teiles der Urniere, und ist bei den Amphibien auch zugleich Harnleiter. Bei den meisten Wirbeltieren mündet er, mit dem Harnleiter vereinigt, in die Kloake, aus welcher der Same in einer besondern Rinne auf die Rute übertritt; bei fast allen Säugetieren jedoch endet er in der Harnröhre, deren Fortsetzung sich im[522] Innern des männlichen Gliedes befindet. An seinem Ende mündet in ihn die sogen. Samenblase (s. unten), die namentlich bei Insektenfressern und Nagetieren stark entwickelt ist. Dicht daneben, und zwar beim Eintritt in die Harnröhre, befindet sich bei Säugetieren stets noch ein Rest des andern Zweiges des Urnierenganges (der beim Weibe zum Eileiter wird) in Gestalt einer einfachen oder doppelten Ausbuchtung, der sogen. Vorsteherblase (vesicula prostatica) oder männlichen Gebärmutter (uterus masculinus). – Beim Menschen ist der etwa 30 cm lange S. mit einer starken Muskelhaut aus glatten Fasern zur Auspressung des Samens versehen. Er läuft erst neben dem Hoden her, tritt dann in den Samenstrang (funiculus spermaticus), d.h. eine bindegewebige, von einer besondern Haut und einer Muskelschicht umgebene Röhre, in der sich außer dem S. auch Gefäße und Nerven befinden, und gelangt durch ihn in die Bauchhöhle zurück, wo er am Grunde der Harnblase seitlich die 11–14 cm lange Samenblase (Samenbläschen, vesicula seminalis) in sich aufnimmt und bei seinem weitern Verlauf durch die Vorsteherdrüse hindurch bis zur Harnröhre ductus ejaculatorius (Ausspritzgang) heißt. Vgl. M. Fränkel, Die Samenblasen des Menschen (Berl. 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 522-523.
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