Lestocq

[451] Lestocq, Johann Hermann, Graf, Günstling der russischen Kaiserin Elisabeth, geb. 29. April 1692 in Celle als Sohn eines französischen Refugié, gest. 23. Juni 1767 in Petersburg, widmete sich der Chirurgie und kam 1713 nach Rußland, wo er in die Dienste Peters d. Gr. trat. 1716 begleitete er die nachmalige Kaiserin Katharina I. auf ihrer Reise nach Holland, wurde aber schon 1718 wegen leichtfertiger Führung, nach andern infolge einer Intrige, unschuldigerweise nach Kasan verbannt. Katharina I. rief ihn bald nach ihrer Thronbesteigung zurück und ernannte ihn zum Leibchirurgen ihrer Tochter Elisabeth. Seine einnehmenden Eigenschaften machten ihn zum Liebling Elisabeths, deren Erhebung auf den kaiserlichen Thron er schon bei Peters II. Tod plante. Nachdem Elisabeth 1741 mit seiner Hilfe auf den Thron gelangt war, ernannte sie ihn zum Wirklichen Geheimrat, ersten Leibarzt und Direktor der medizinischen Kanzlei. Von Kaiser Karl VII. 1744 in den Reichsgrafenstand erhoben, mußte er seinem einflußreichen Gegner, dem Kanzler Bestuschew, weichen. Am 17. Nov. 1748 ward er seiner Würden entsetzt, in strenge Hast gebracht und 1753 nach Ustjug-Weliki[451] im Gouv. Archangel verbannt. Peter III. rief ihn 1763 aus seinem Exil zurück, ohne ihm sein inzwischen verloren gegangenes großes Vermögen zurückzuerstatten; den Grafentitel erhielt L. wieder, aber kein Staatsamt. Katharina II. verlieh ihm eine Pension von 7000 Rubel und Ländereien in Livland.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 451-452.
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