Leucīn

[477] Leucīn (Aposepedin, Amidokapronsäure) C6H13NO2 oder CH3.(CH2)3.CHNH2.COOH findet sich sehr verbreitet im tierischen Organismus, in Milz, Thymus-, Schilddrüse, in Lymphdrüsen, am reichlichsten in der Bauchspeicheldrüse und unter krankhaften Verhältnissen in Leber, Blut, Eiter, Harn. Es entsteht bei Fäulnis von Leim und eiweißartigen Stoffen (daher im alten Käse), bei Behandlung dieser Stoffe und des Horngewebes mit Schwefelsäure oder kaustischen Alkalien, bei der Verdauung der Eiweißkörper im Dünndarm. Es bildet farb- und geruchlose, glänzende Kristalle, die sich fettig anfühlen, löst sich in Wasser, wenig in Alkohol, nicht in Äther, schmilzt bei 170° und sublimiert bei vorsichtigem Erhitzen. L. verbindet sich mit Säuren und Basen, gibt mit Salpetriger Säure Leucinsäure (Oxykapronsäure) CH3.(CH2)3.CHOH.COOH, die bei 73° schmilzt, und zerfällt bei Behandlung mit schmelzendem Kalihydrat in Ammoniak, Kohlensäure und Baldriansäure. Ein aus Konglutin, der Globulinsubstanz der Lupinen, dargestelltes L. polarisiert nach links, sein salzsaures Salz nach rechts. Beim Erhitzen mit Barytwasser wird dieses L. inaktiv wie das synthetisch dargestellte L., das Amidoisokapronsäure (CH3)2.CH.CH2.CH(NH2)COOH ist. Diese beiden Leucine geben mit Salpetriger Säure Oxyisokapronsäure (CH3)2.CH.CH2.CH(OH).COOH. Bei Einwirkung des Schimmelpilzes [477] Penicillium glaucum wird das inaktive L. in rechts drehendes L. verwandelt, dessen salzsaures Salz nach links polarisiert.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 477-478.
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