Luftheilkunde

[811] Luftheilkunde, die Lehre von der Heilwirkung der Luft. Die Beschaffenheit der Luft, ihre Reinheit, Temperatur, Feuchtigkeit, Bewegung ist von sehr wesentlicher Bedeutung beim Gebrauch aller »klimatischen Kurorte« (s. d.). Ein besonderes Verhalten der Luft in den genannten Richtungen ist sehr wesentlich bei den Seebädern, bei Höhenkurorten ist der geringe atmosphärische Druck von großer Bedeutung. Bei den Freilfstkuren in der Behandlung der Lungenschwindsucht ist besonders die Reinheit der freien Waldluft, die äußerst wenig Bakterien enthält, ein wichtiger Vorzug. Man hat auch Luftbäder, d.h. das längere Verweilen in freier Luft im unbekleideten Zustand, zu Heilzwecken vielfach angewendet und in geeigneten Fällen gute Erfolge erzielt. Näheres s. Luftbad. Vielfach werden die Luftbäder, indem sie im Sonnenschein genommen werden, mit Lichtbädern verbunden; vgl. Lichttherapie. Außer dieser allgemeinen Anwendung sind auch zahlreiche lokale Heilverfahren auf den Gebrauch der Luft begründet. Heißluftbäder (s. d.) dienen namentlich zur örtlichen Behandlung von Gelenkerkrankungen, die Heißluftdusche zur Zerstörung und Verschorfung krankhaften Gewebes. Über Luftdusche s. d. Auch zur Inhalation hat man heiße Luft verwendet (s. Inhalationskuren), die Atmung in verdünnter oder durch Druck verdichteter Luft ist die Grundlage wertvoller pneumatischer Kuren. Neuerdings hat man bei unklaren Krankheitsprozessen in der Bauchhöhle in diese durch eine eingestochene Hohlnadel (sterile) Luft eingepreßt und durch den Stichkanal einen dem Cystoskop ähnlichen Beleuchtungsapparat eingeführt, um die direkte Besichtigung der Bauchorgane zu ermöglichen. Bei Neuralgien hat man Schmerzstillung zu erzielen versucht durch Eintreibung von Luft in die Nachbarschaft des erkrankten Nervenstranges.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 811.
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