Luftröhrenschnitt

[817] Luftröhrenschnitt (griech. Tracheotomie), die Öffnung der Luftröhre durch Einschnitt in ihre vordere Wand, um den Aus- und Eintritt von Luft aus und in die Lungen auch dann noch zu ermöglichen, wenn dies durch den Kehlkopf nicht oder nicht mehr genügend erfolgt. Am häufigsten findet dieser Fall statt bei Diphtheritis (sogen. Rachenbräune) des Kehlkopfes, wo die obern Luftwege, namentlich der Kehlkopf, mit festen Ausschwitzungsmassen verlegt sind, und wo die Gefahr der Erstickung um so gewisser ist, je jünger das Kind und je enger daher die Luftwege sind. Auch die Verengerungen des Kehlkopfes durch polypöse und andre Geschwülste, durch tuberkulöse Geschwüre mit Schwellung des Kehlkopfeinganges, syphilitische Narben etc. können den L. erheischen. An und für sich ist der L. eine ungefährliche Operation. Die hohe Sterblichkeit beim L. ist nicht in der Operation, sondern in den dazu führenden, meist schweren Diphtherieerkrankungen zu suchen. Nach der Operation legt man in die frische Luftröhrenwunde eine gekrümmte silberne Kanüle ein, damit der Luftstrom frei aus- und eintreten kann. Nach Beseitigung des Hindernisses im Kehlkopf, wegen dessen man die Operation vorgenommen hat, entfernt man die Kanüle und sucht die Luftröhrenfistel wieder zum Verschluß zu bringen. Gegenwärtig wird der L. vielfach durch die Intubation (s. d.) ersetzt. – Auch bei Tieren ist der L. seit langem in Anwendung und namentlich bei den großen Haustieren leicht, selbst am stehenden Tier ohne Zwangsmittel auszuführen. Ganz besonders häufig wird er beim Pferde notwendig. Dieses kann nämlich infolge seines langen Gaumensegels (Zäpfchen des Menschen) überhaupt nicht durch die Mundhöhle, sondern nur durch die Nasenhöhle atmen, so daß nicht bloß Verengerungen des Kehlkopfeinganges, sondern auch alle Verschwellungen der Nasengänge und Nasenöffnungen, wie solche selbständig und als Nebenerscheinungen bei andern Krankheiten häufig vorkommen, den L. erforderlich machen. Auch bei sehr hochgradigem Kehlkopfpfeifen mit Atembeschwerde wird der L. gemacht, und es können solche Pferde jahrelang mit einliegendem Tracheotubus arbeiten, wenn die Öffnung stets sorgfältig reingehalten und vor Eindringen von Staub etc. möglichst geschützt wird. Die Verheilung der Wunde erfolgt übrigens leicht; Nachteile treten nur selten ein.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 817.
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