Masinissa

[393] Masinissa, König der Massylier (östlichen Numidier), Sohn des Gala, geb. um 238 v. Chr., gest. 149, erhielt in Karthago seine Erziehung und verlobte sich hier mit Sophonisbe, einer Tochter des Hasdrubal, des Sohnes Gisgos. An den Punischen Kriegen nahm er zuerst auf der Seite der Karthager teil, zwang den römisch gesinnten König der Massäsylier (westlichen Numidier), Syphax, zum Frieden mit ihnen und trug, seit 212 in Spanien, viel zur Besiegung der Scipionen bei. Als aber das Kriegsglück sich 210 zugunsten der Römer wandte, trat er auf deren Seite über, auch dadurch gereizt, daß die Karthager seine Verlobte Sophonisbe Syphax, um ihn für sich zu gewinnen, zum Weibe gaben, wurde indes, nachdem er nach Afrika zurückgekehrt war, von Syphax aus dem Reiche vertrieben. Er floh zu P. Scipio, als dieser 204 in Afrika landete, leistete ihm in dem letzten Entscheidungskampf wichtige Dienste und eroberte 203 das Reich des Syphax, den er selbst gefangen nahm. Bei dieser Gelegenheit fiel auch Sophonisbe in seine Hände, mit der er sich sofort vermählte, doch forderte Scipio ihre Auslieferung, und so reichte er ihr selbst den Giftbecher. Als Belohnung für die geleisteten Dienste erhielt er nach Beendigung des Krieges das Reich des Syphax zu dem seinigen hinzu; außerdem wurde den Karthagern 201 die Verpflichtung auferlegt, ihm alles zurückzuerstatten, was ihm oder seinen Vorfahren jemals von ihnen entrissen worden. Diese Bestimmung wurde von M. während seiner langen Regierung mit der rücksichtslosesten Härte benutzt, um den Karthagern, denen verboten war, ohne Erlaubnis der Römer irgend einen Krieg anzufangen, einen Teil ihres Gebietes nach dem andern zu entreißen. Vergebens suchten die Karthager Schutz bei den Römern; diese trafen entweder keine oder eine den Karthagern ungünstige Entscheidung, so daß diese endlich 150 zu den Waffen griffen. Als jedoch die Römer den Vertragsbruch Karthagos benutzten, um ihm den Vernichtungskrieg zu erklären, erkannte M. zu spät, daß er in seinem Haß gegen Karthago bloß Roms Übermacht gefördert habe, und unterstützte die Römer nur widerwillig, starb aber schon bei Beginn des Krieges, 90 Jahre alt. Sein Reich wurde durch den jüngern Scipio Africanus unter seine Söhne Micipsa, Gulussa und Mastanabal verteilt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 393.
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