Militärische Ausbildung

[819] Militärische Ausbildung, die Anerziehung aller Fertigkeiten und Eigenschaften, die der Soldat in Krieg und Frieden für seine Berufstätigkeit braucht. Durch die allgemeine Wehrpflicht ist die m. A., abgesehen von ihrem Werte für die Schlagfertigkeit des Heeres im Kriegsfalle, zu einem wichtigen Volkserziehungsmittel im staatserhaltenden Sinne geworden, da jede Regierungsform im Heere das sicherste Mittel zur Erhaltung der bestehenden Zustände, bez. zu deren Fortbildung auf friedlichem Weg erblicken muß. Zu den Zeiten und bei den Völkern, wo das Kriegswesen Vorrecht eines Standes (Kriegerkaste, Rittertum) oder eine Art Handwerk (Landsknechtswesen) war, wo also für den größten Teil des Volkes die m. A. entfiel, konnte auch von einer Volkserziehung, wie sie die moderne m. A. mit sich bringt, nicht die Rede sein. Die Entwickelung des Nationalgefühls hängt hiermit zum Teil zusammen. Die moderne Kriegführung verlangt eine sehr intensive m. A., damit die Truppen die zu hoher technischer Vollendung gediehenen Feuerwaffen ausgiebig verwerten können. Und da fernerhin ein sehr großer Teil der Tätigkeit aller Truppen im Krieg im Marschieren besteht, so verlangen die deutschen Dienstvorschriften und nach ihrem Vorbilde die aller andern bedeutenden Heere, daß den Soldaten die Fähigkeit anerzogen werde, zu marschieren und die Waffe zu gebrauchen, moralisch aber die Anerziehung der straffsten Mannszucht, ohne welche Erfolge im Kriege nicht denkbar sind. Die Hauptgegenstände der militärischen Ausbildung sind Schießen, Exerzieren, Marschieren, Turnen, Fechten, Instandhaltung der Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke und theoretischer Dienstunterricht zur Vorbereitung und Festigung der Tätigkeit in der Praxis.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 819.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: