Morazeen

[134] Morazeen (Moraceae), vielgestaltige, etwa 970 Arten umfassende Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Urticinen, milchsaftführende Holzgewächse oder Kräuter mit Nebenblättern und kleinen, meist zu Köpfchen oder Ähren gehäuften, getrenntgeschlechtigen Blüten, die entweder nackt sind oder eine einfache, bleibende, nicht selten auch fleischigwerdende Blütenhülle besitzen. Ost entwickelt sich die Blütenachse scheibenförmig oder becherartig. Die Staubgefäße stehen vor den Blütenhüllblättern und sind denselben an Zahl in der Regel gleich. Die beiden Fruchtblätter verschmelzen zu einem einfächerigen Fruchtknoten mit einer hängenden Samenanlage; die Früchte sind nuß- oder steinfruchtartig. Die besonders in den wärmern Teilen der Alten und Neuen Welt, auch auf den Inseln des Stillen Ozeans verbreitete Familie zerfällt in die Untergruppen der Moroideen mit den Gattungen Morus, Maclura, Broussonetia und Dorstenia, der Artokarpoideen mit den Gattungen Artocarpus (Brotfruchtbaum) und Ficus (Feigenbaum), der Konokephaloideen mit der myrmekophilen Gattung Cecropia (s. Ameisenpflanzen) und der Kannaboideen mit den Gattungen Humulus (Hopfen) und Cannabis (Hanf). Zur Gattung Morus gehört der Maulbeerbaum, dessen Früchte gegessen und dessen Blätter die Hauptnahrung der Seidenraupen bilden. Die Rinde von Broussonetia-Arten dient in Japan zur Papierbereitung. Die Arten von Artocarpus, wie A. integrifolia und A. incisa, sind wichtige Nährpflanzen der Tropen; von Ficus-Arten liefert z. B. F. elastica (Gummibaum) in Ostindien Kautschuk, F. religiosa und F. laccifera Schellack, F. Carica (Feige) im Mittelmeergebiet und Orient und F. Sycomorus in Nordafrika saftreiches, aromatisches Obst; der Milchsaft der malaiischen Antiaris toxicaria wird als Pfeilgift verwendet, der des südamerikanischen Brosimum Galactodendron (Milchbaum) kann wie Milch getrunken werden. Die mit gelben Lupulindrüsen besetzten weiblichen Zapfenschuppen des Hopfens dienen als Würze bei der Bierbereitung. Vom Hanf werden die Bastfasern zu Seilen und Geweben, das Harz der Blätter von einer ostindischen Varietät (Cannabis indica) als Berauschungsmittel (Haschisch), das Öl der fetten Samen bei der Fabrikation von Schmierseifen u.a. benutzt. Fossil sind Blattreste von Artocarpus in den Kreideschichten Grönlands gefunden worden; einige Arten von Morus sind fossil aus Miocänschichten bekannt, und der Feigenbaum existierte am Ende der Pliocänperiode im westlichen Mittelmeergebiet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 134.
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