Morelly

[140] Morelly, N., franz. Publizist des 18. Jahrh., geb. in Vitry-le-François, wurde Abbé, ist im übrigen seinen Lebensverhältnissen nach ganz unbekannt. Er war der Verfasser mehrerer Schriften moralphilosophischen und sozialpolitischen Inhalts, die großes Aufsehen erregten und ihm heftige Angriffe zuzogen. Die hauptsächlichsten sind: »Le prince; les délices du cœur, ou traité des qualités d'un grand roi, etc.« (Amsterd. 1751, 2 Bde.), die Schilderung eines Fürsten, der sein Volk durch Verwirklichung philosophischer Ideen glücklich macht, und der allegorische kommunistische Staatsroman »Naufrage des îles flottantes, ou la Basiliade du célèbre Bilpai« (angeblich Messina 1753, 2 Bde.), der das Glück eines nicht durch politische, sondern durch die Gesetze der Natur regierten Volkes verherrlicht, wobei die Vorurteile, die dem Glück der Menschheit hindernd entgegenstehen, als die »îles flottantes« bezeichnet werden. Als drittes kommt der früher irrtümlich Diderot beigelegte »Code de la nature« (Amsterd. 1755; neue Ausg. von Villegardelle, Par. 1841; deutsch von E. M. Arndt, Leipz. 1846) hinzu, in dem M. eine vollständige kommunistische Staatsverfassung entwirft. Vgl. Kleinwächter, Die Staatsromane (Wien 1891).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 140.
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