Myrtus

[345] Myrtus L. (Myrte), Gattung der Myrtazeen, immergrüne Sträucher und Bäume mit einfachen, gegenständigen Blättern, achselständigen, einzeln oder in schirmartigen Trauben stehenden roten oder weißen Blüten und kugeligen, ein- bis vielsamigen, gekrönten Beeren. Etwa 60 Arten in allen Erdteilen. Die gemeine Myrte (M. communis L.), im Mittelmeergebiet, ist ein gewürzhafter, 2–4,3 m hoher Strauch oder ein mäßiges Bäumchen mit glatten, glänzenden, lanzettförmigen, spitzen, wohlriechenden Blättern und weißen oder rötlichen, auch gefüllten Blüten. Größe und Form der Blätter ändern oft nach Maßgabe des Klimas, der Kultur und des Standortes ab. Auch kultiviert man in Gärten zahlreiche Varietäten. Das Holz dient zu Spazierstöcken, die Beeren benutzte man früher als Gewürz, jetzt wohl noch wie die Blätter arzneilich, aus den Blüten wird durch Destillation mit Wasser ein Schönheitswasser (Engelwasser) bereitet. Bei den Griechen war die Myrte der Aphrodite geweiht und der eigentümliche Schmuck der tellurischen Gottheiten, besonders der Demeter und ihres Sohnes Triptolemos. Die durch eine Ovation belohnten Sieger schmückte, wenn sie selbst kein Blut vergossen hatten, ein Myrtenkranz. In der Bibel ist die Myrte ein Bild, um die Herrlichkeit des Gelobten Landes, im Gegensatz des Zustandes im Exil, zu beschreiben. Die Zweige des dicht belaubten Baumes dienten häufig zu den Laubhütten. Der Gebrauch eines Myrtenkranzes bei Vermählungen ist von alters her bis auf heute geblieben. Die großblätterige Myrte nimmt man dagegen zu Kränzen und Girlanden für Verstorbene (daher Totenmyrte). Die erbsengroßen, roten Beeren der kleinblätterigen Myrte (M. microphylla H. B. K.), in Peru, sind wohlschmeckend und zuckersüß. Auch die schmackhaften Beeren der Lumamyrte (M. Luma Mol.), in Chile und Peru, werden häufig gegessen. Die Beeren und Blüten von M. Pseudocaryophyllus Gomez kommen als mexikanischer Piment in den Handel. Auch M. bullatta Banks et Sol., aus Neuseeland, wird in Gewächshäusern kultiviert.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 345.
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