Nabel [1]

[354] Nabel (Umbilicus), die rundliche Vertiefung in der Mittellinie des Bauches der höhern Tiere, bezeichnet die Stelle, an welcher der Körper des Embryos sich zuletzt schließt, und wird auch wohl Bauchnabel oder Hautnabel genannt, im Gegensatz zum Darmnabel, d.h. der entsprechenden Stelle des Darmes. Besonders beim Säugetierembryo bleibt dieser lange offen, und es treten hier durch den Hautnabel zwei Gebilde aus dem Körper heraus: die Nabelblase oder der Dottersack und der Harnsack oder die Allantois. Beide sind anfangs im Verhältnis zum Embryo sehr groß, werden aber gegen Ende der Embryonalzeit relativ kleiner und stehen dann mit dem Darm durch einen langen Stiel (Nabelstrang, Nabelschnur) in Verbindung (s. Tafel »Embryo I«, Fig. 6, und II, Fig. 2). Letzterer enthält aber außerdem zwei Arterien sowie eine, seltener zwei Venen, durch die das Blut des Embryos zum Mutterkuchen (s. d.) und zurück gelangt. Umschlossen sind diese Teile von gallertigem Bindegewebe (der sogen. Whartonschen Sulze) und von einer als Fortsetzung des Amnions entstandenen Haut (s. Embryonalhüllen). Der gesamte Nabelstrang ist beim Embryo des Menschen meist 48–60 cm, ausnahmsweise auch 12–167 cm lang und 11–13 mm dick, 30–40mal spiralig gedreht und umschlingt zuweilen den Hals des Embryos oder hat sogar Knoten in sich. Bei der Geburt wird die Nabelschnur unterbunden und abgeschnitten, worauf das Stück, das am Körper des Kindes bleibt, nach 4–8 Tagen abfällt. Der N. selbst vernarbt nicht immer rasch, bisweilen treten gefährliche Entzündungen und Blutungen ein, und nicht selten bildet sich ein Nabelbruch aus. Der Behandlung des Nabels ist mithin große Sorgfalt zu widmen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 354.
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