Nashornvogel

[433] Nashornvogel (Hornvogel, Hornrabe, Buceros L.). Gattung der Hornvögel (Bucerotidae) aus der Ordnung der Klettervögel, ansehnliche Vögel mit sehr gestrecktem Leib, mittel- oder ziemlich langem Hals, verhältnismäßig kleinem Kopf, langem, sehr dickem, aber auffallend leichtem, gebogenem Schnabe mit am Grunde stark gewulsteter, leistenartiger oder mit eigentümlichen Verdickungen oder Aufsätzen (Hörnern) versehen er First e, mittel- oder sehr langem Schwanz, mittel langen, stark zugerundeten Flügeln und niedrigen Füßen, an denen die mittlere und äußere Zehe bis über die Mitte miteinander verwachsen sind. Kehle und Augengegend bleiben oft nackt, und das obere Augenlid trägt oft starke, haarartige Wimpern. Diese Vögel bewohnen Südasien, die Malaiischen Inseln, Mittel- und Südafrika und leben besonders auf Bäumen. Sie brüten in Baumhöhlen, und das Männchen mauert dabei das Weibchen oder vielleicht letzteres sich selbst mit dem eignen Kot bis auf eine kleine Öffnung ein, durch die es eben nur gefüttert werden kann. Der Jahrvogel (Faltenhornvogel, Kalao, B. plicatus Lath.), 1 m lang, mit 20 cm langem Schnabel und 32 cm langem Schwanz, ist schwarz, mit dunkelbraunem Oberkopf, weißem Schwanz, rotbraunen Augen, licht hornfarbenem Schnabel, schwärzlichgrauen Füßen und hellgelber, nackter Kehlhaut. Auf dem Oberschnabel entwickelt sich beim ausgewachsenen Vogel ein querfaltiger Wulst, und man glaubte früher, daß sich mit jedem Jahr ein neuer Querwulst (daher der Name) bilde. Der Vogel bewohnt die Waldungen der Sundainseln und Malakkas, lebt paarweise, fliegt mit sausendem Geräusch und nährt sich von Früchten. Der Doppelhornvogel (B. bicornis L., s. Tafel »Klettervögel II«, Fig. 5, und Tafel »Orientalische Fauna«, Fig. 9), 102 cm lang, schwarz, Hals, Bauch, ein Flügelfleck, die Spitzen der Schwingen und die Steuerfedern mit Ausnahme eines breiten, schwarzen Bandes sind weiß; das Auge ist scharlachrot, der Oberschnabel einschließlich des großen, hohen, über das erste Schnabeldrittel hinausreichenden, einen großen Teil des Vorderkopfes bedeckenden, vorn in zwei stumpfe Spitzen geteilten Aufsatzes rot, der Unterschnabel gelb, an der Spitze rot, der Wurzelteil des Schnabels und die nackte Augenhaut schwarz, der Fuß dunkelbraun. Er bewohnt die Hochwaldungen Indiens und Sumatras, lebt paarweise oder in kleinen Flügen auf den höchsten Bäumen, wo er stundenlang unbeweglich sitzt, ist auf dem Boden sehr ungeschickt, fliegt schwerfällig, nährt sich von Früchten und kleinen Vögeln und verschlingt die Nahrung, indem er sie emporwirft und wieder auffängt. In der Gefangenschaft sind die Doppelhornvogel unter sich sehr verträglich, gegen andre Vögel aber sehr mordlustig.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 433.
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