Natrontal

[450] Natrontal (Wadi Natrûn), Tal in der Libyschen Wüste, etwa 40 km westnordwestlich von Kairo, 33 km lang, 3–8 km breit, ein Bruchgraben (nach Schweinfurth) mit tiefster Stelle von -23 m, während der mittlere Talgrund dem Meeresspiegel gleich ist und die Ränder sich 80–200 m über ihn erheben. Es ist benannt nach dem aus sechs größern Wasserbecken verdunstendem Natron, einem Salze, das neben 52 Proz. Kochsalz und 11 Proz. Glaubersalz 23 Proz. kohlensaures Natron enthält. Letzteres wird durch [450] Zersetzung aus Chlornatrium mit kohlensaurem Kalk gebunden, und scheint genährt zu werden durch Infiltration aus dem nächsten, höher gelegenen Nilarm von Rosette. Die Natrongewinnung bildet einen allerdings seit der Fabrikation künstlicher Soda weniger bedeutenden Erwerbszweig. Östlich liegen vier vom Einsiedler Makarius von Alexandria (373) gegründete koptische Klöster, deren wertvolle Manuskripte sich jetzt teils in England, teils in der Bibliothek des koptischen Patriarchen in Kairo befinden. Die Mönche allein bewohnen das Tal. – An der Nordostgrenze von Deutsch-Ostafrika ist ein Natronsee, 90 km lang, 650 m ü. M., ein seichter Sumpf mit rötlich gelbem Wasser, der durch zahlreiche warme Quellen (bis 55°) gebildet wird (s. Karte »Deutsch-Ostafrika«).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 450-451.
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