Patriarch

[505] Patriarch (griech., »Altvater, Erzvater«), Name der Familienhäupter des biblischen Urgeschlechts und[505] der Stammväter Israels bis auf die zwölf Söhne Jakobs. In der jüdischen Zeit führten die Vorsteher der Synedrien in Tiberias und Babylon diesen Ehrennamen. In der christlichen Kirche kommt P. im 4. Jahrh. als ein den Bischöfen beigelegter Ehrenname vor, später erscheint der Titel auf die Bischöfe von Konstantinopel, Alexandria, Antiochia u. Jerusalem beschränkt und bringt ihre Suprematstellung über den andern Bischöfen zum Ausdruck. Seit dem Konzil von Chalcedon (451) gilt Konstantinopel als das erste Patriarchat, das als solches mit dem römischen Papsttum in Wettbewerb tritt. Vgl. Lübeck, Reichseinteilung und kirchliche Hierarchie des Orients bis zum Ausgang des 4. Jahrh. (Münster 1901). – Im Abendland führten die Bischöfe von Aquileja und Grado, später und noch heute die von Venedig und Lissabon den Titel P., ohne daß diesem Titel Recht oder Macht entspräche. Eignen Patriarchen gehorchen die schismatischen Kirchen der Armenier, Nestorianer, Jakobiten und Kopten; auch die mit Rom unierten sogen. griechisch-katholischen Kirchen. Über den jetzigen Patriarchen von Konstantinopel s. Griechische Kirche; über das ehemalige Patriarchat von Moskau s. Russische Kirche.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 505-506.
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