Nepŏmuk [2]

[517] Nepŏmuk, Johann von, Heiliger, Schutzpatron Böhmens, Helfer gegen Verleumdungen und Wassersnot, ist ein Gebilde der Legende, die vor allem vom Jesuiten Balbinus (1670) ausgebildet worden ist. Im böhmischen Städtchen N. oder Pomuk um 1330 geboren, soll er in Prag die Magisterwürde erlangt und, nachdem er die Priesterweihe empfangen, Prediger an der Teynkirche in Prag, bald darauf Domherr von St. Veit und Propst der Allerheiligenkirche sowie später Almosenpfleger des Königs Wenzel IV. und Beichtvater der Königin Johanna geworden sein. Als solcher soll er 1383 am Vorabend von Himmelfahrt, weil er trotz aller Drohungen des Königs und aller Folterqualen nicht hätte verraten wollen, was die Königin ihm im Beichtstuhl anvertraut hatte, in die Moldau gestürzt worden sein. Auch die Geschichte kennt einen von Wenzel ertränkten Johann von N., aus dessen Lebensbild die Legende einige Züge entlehnt hat. Aber einmal steht fest, daß dieser am 20. März 1393, sodann daß er wegen kirchenpolitischer Meinungsverschiedenheiten getötet worden ist. Die Tatsache, daß Benedikt XIII. 1729 einen Mann heilig gesprochen, dessen Dasein nicht erweislich ist, hat Schmude (»Geschichte des Lebens und der öffentlichen Verehrung des ersten Märtyrers des Beichtsiegels«, Innsbr. 1883) durch die Behauptung zu widerlegen versucht, es habe zwei Nepomuks gegeben. Doch ist dies ebenso hinfällig wie die Annahme Abels (»Die Legende vom heil. N.«, Berl. 1855), daß N. eine Umbildung des ketzerischen Volkshelden Hus in einen katholischen Heiligen sei. Vgl. Frind, Der geschichtliche Johannes von N. (2. Aufl., Prag 1871) und Der heil. Johann von N. (das. 1879); Reimann in Sybels »Historischer Zeitschrift« (Bd. 27). Nepomuks Gedächtnistag (16. Mai) wird in Böhmen als hohes Kirchen- u. Volksfest begangen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 517.
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