Nordenflycht

[756] Nordenflycht, Hedvig Charlotta, schwed. Dichterin, geb. 28. Nov. 1718 in Stockholm, gest. daselbst 29. Juni 1763, wurde 16jährig mit einem verkrüppelten Mechaniker verlobt, der ihren Wissens- und Glaubensdrang auf die Ethik der Aufklärung richtete. Er starb 1737 und sie heiratete 1741 einen Geistlichen, Jacob Fabricius, der ihr aber gleichfalls nach 7 Monaten durch den Tod entrissen wurde. Die Trauer um ihn und die Beschäftigung mit der Herausgabe seines Nachlasses (»Amaranthen«, 1744) verlieh ihrer eignen Poesie neuen Flug, und 1743 wurde »von einem mitleidigen Zuhörer« ihre Dichtung »Die trauernde Turteltaube« veröffentlicht. Wegen Kränklichkeit siedelte N. von ihrem Landaufenthalt nach Stockholm über, wo ihre Gedichte (»Quinligt tankespel. Afen Herdinna i Norden«, 1744–50, 4 Bde.) allmählich durch ihre philosophischen Grübeleien beeinflußt wurden. 1751 erhielt N. vom Staat eine Pension von 600 Kr.; sie hätte als vielbewunderter Mittelpunkt des »Gedankenbauerordens« (1753) ein sorgloses Leben führen können, wenn nicht wiederum die Liebe (zu dem jungen Literaten Fischerström, 1761) ihren Frieden gestört und sie in den Tod getrieben hätte. Sie war eine Hauptförderin der französischen Aufklärung, ihre eigne Dichtung aber trägt, über alle klassischen Vorbilder hinweg, den Ton echter Leidenschaft und unmittelbarer Persönlichkeit als etwas Neues in die schwedische Literatur. Ihre »Gesammelten Schriften« gab P. Hanselli (Stockh. 1852) und deutsch F. O. v. Nordenflycht (Berl. 1859) heraus. Vgl. J. Kruse, Hedvig Charlotta N., ett skaldinneporträtt från sveriges rococotid (Lund 1895); O. Levertin, Svenska gestalter (Stockh. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 756.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: