Nymphäazeen

[852] Nymphäazeen (Wasserrosen, Seerosen), dikotyle Familie aus der Ordnung der Polycarpicae, Wasserpflanzen mit oft dickem, im Grunde des Wassers kriechendem, mit den Narben älterer Blätter und Blütenstiele bedecktem Rhizom, das durch seine auf dem Querschnitt zerstreut stehenden Gefäßbündel von dem der meisten Dikotyledonen abweicht, und mit großen, auf langen Stielen sich erhebenden, schwimmenden Blättern von schild- oder herzförmiger Gestalt; nur bei Cabomba und ihren Verwandten sind die untergetauchten Blätter in viele haarförmige Zipfel wie bei den Wasserranunkeln gespalten, die schwimmenden dagegen schildförmig.

Fig. 1. Blüte von Nelumbium nach Entfernung der Blütenblätter.
Fig. 1. Blüte von Nelumbium nach Entfernung der Blütenblätter.

Die großen weißen, blauen, roten oder gelben Blüten erscheinen einzeln auf der Spitze langer Blütenstiele ebenfalls auf dem Wasserspiegel. Sie sind regelmäßig und meist spiralig gebaut; die Blumenblätter gehen bei Nymphaea allmählich in die ebenfalls zahlreichen und in mehreren Reihen stehenden Staubgefäße über; in andern Fällen, wie bei Cabomba, sind die Blütenhüllkreise nur dreigliederig. Der Fruchtknoten wird von mehreren quirlständigen, miteinander und mit dem Blütenboden sowie auch mit den Staubblättern vereinigten verwachsenen Karpellen gebildet und ist daher vielfächerig; jedes Fach enthält eine bis zahlreiche Samenanlagen auf der Innenfläche oder den Scheidewänden.

Fig. 2. Längsschnitt durch den obern Teil des Vlütenbodens von Nelumbium.
Fig. 2. Längsschnitt durch den obern Teil des Vlütenbodens von Nelumbium.

Bei den Unterfamilien der Cabomboideae und Nelumbonoideae sind die Karpelle dagegen nicht verwachsen. Die letztgenannten haben einen kreiselförmigen Blütenboden (Fig. 1), auf dessen Oberfläche die freien Fruchtblätter in Gruben eingesenkt sind (Fig. 2). Die Frucht ist bei den einheimischen N. weich, beerenartig, von der schildförmigen, stehenbleibenden Narbe gekrönt und zerfällt erst allmählich durch Fäulnis. Die zahlreichen kugeligen oder eiförmigen Samen liegen in einem Fruchtbrei und enthalten ein stärkehaltiges Nährgewebe, das aus Endosperm und Perisperm besteht. Den Samen von Nelumbium fehlt das Nährgewebe. (Vgl. Caspary, Nymphaeaceae in »Annales Musei Lugduno-Batavi«, Bd. 2.) Die Familie zählt ungefähr 35 Arten, von denen die meisten in den gemäßigten Zonen, wenige in den Tropen vorkommen; zu den erstern gehören unsre Teich- und Seerosen (Nuphar und Nymphaea), zu den letztern die Victoria regia des Amazonenstroms. Fossil sind mehrere Arten von Nymphaea, Nelumbium u.a., aus Tertiärschichten bekannt; Samen, die denen von Victoria ähnlich sind und in der Schweiz sowie in diluvialen norddeutschen Torfmooren vorkommen, werden neuerdings zu der Gattung Brasenia gestellt. Fossile Blätter einer Nelumbium-Art aus dem Tertiär des Monte Promina sind von der lebenden N. speciosum nicht zu unterscheiden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 852.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika