Nymphen [1]

[852] Nymphen (»Mädchen«), in der griech. Mythologie Göttinnen niedern Ranges, Personifikationen des Naturlebens in allen seinen Kreisen und als Ortsgottheiten verehrt. Hauptsächlich unterschied man Najaden (Wassernymphen), Oreaden (Bergnymphen) und Dryaden oder Hamadryaden (Baumnymphen); als Meernymphen sind die Okeaniden und Nereiden zu betrachten; auch Kirke und Kalypso hießen N. Das Dasein der Dryaden galt als an den Baum geknüpft; auch die übrigen N. hielt man für sterblich, wenn auch für langlebig. Vielfach erschienen sie als mit Dionysos schwärmend und mit Artemis jagend oder tanzend; zugetan sind ihnen auch Hermes, Pan und Apollon. Den Menschen sind sie freundlich gesinnt und hilfreich, vermählen sich auch mit ihnen. Hauptverehrung genossen die Najaden als Gedeihen und Fruchtbarkeit verleihend, nicht nur der Flur und dem Vieh, auch den Menschen, daher sie auch vielfach als Hochzeitsgöttinnen erscheinen. Auch als Ammen[852] von Göttern bezeichnet sie der Mythus, so von Zeus, Dionysos, Apollon. Wegen der heilenden und erregenden Kraft mancher Quellen gehören sie auch zu den Heil- und Weissagegöttern. Trotz ihrer uralten, allgemeinen Verehrung waren sie doch nur an wenigen Stellen Griechenlands, besonders in Attika, Gegenstand des Kultus an Quellen und Brunnen. Die Römer übertrugen Wesen und Namen der N. auf ihre einheimischen Quellgottheiten, die Lymphae, und betrachteten sie besonders als die Hüter der nach ihnen Nymphäen benannten Brunnenhäuser. Die Kunst stellte sie als liebliche Mädchengestalten, in älterer Zeit völlig bekleidet, später immer nackter, mit Wasserkrügen und Urnen dar. Vgl. Lehrs, Populäre Aufsätze (2. Aufl., Leipz. 1875); E. Curtius, Die Plastik der Hellenen an Quellen und Brunnen (Berl. 1876).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 852-853.
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