Okuma

[19] Okuma, Shigenobu, Graf, japan. Staatsmann, geb. 1837 in Hizen, studierte in Nagasaki die holländische und englische Sprache, nahm am Restaurationskrieg 1868 teil und stieg 1873 zum Finanzminister. 1882 trat er wegen des Widerstandes gegen seine Papiergeldpolitik aus dem Kabinett aus und begründete die Kaishin-tô (Reformpartei), die bald sehr einflußreich wurde. 1884 in den Grafenstand erhoben, übernahm er 1888 das Portefeuille des Äußern und verhandelte über die Revision der Verträge, die mit den meisten Mächten zustande kam, aber wegen der auf zwölf Jahre in Aussicht genommenen Hinzuziehung fremder Richter zu den einheimischen Gerichtshöfen große Unzufriedenheit im Land erregte. Ein am 18. Okt. 1889 auf O. unternommenes Dynamitattentat, das diesem ein Bein kostete, war die Veranlassung, daß ein allgemeiner Kabinettwechsel erfolgte und die Revision der Verträge vertagt wurde. O. blieb einstweilen noch als Mitglied des Staatsrates (Sumitsu-in) in der Regierung, trat aber im November 1891 aus, um sich vollständig der Leitung der inzwischen ganz oppositionell geworden Kaishin-tô zu widmen. Erst nach dem Kriege mit China begann für O. wieder eine Periode aktiver Beteiligung an der Staatsverwaltung. Er wurde 1896 Minister des Äußern und übernahm im März 1897 auch das landwirtschaftliche Ministerium. Doch legte er wegen Streitigkeiten mit seinen Kollegen im November 1897 beide Ämter nieder. Im Sommer 1898 formierte er mit seinem alten Gegner, dem Grafen Itagaki, gemeinsam ein Kabinett, das sich auf die beiden stärksten Parteien im Parlament stützte, aber durch innern Zwist schon nach drei Monaten wieder auseinanderfiel. Als Haupt der zweitgrößten Partei im Parlament (Shimpoto) und als Präsident der Hochschule in Waseda bei Tokio ist er der einflußreichste Privatmann in Japan.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 19.
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