Péladan

[545] Péladan, Joséphin (genannt der »Sar«), franz. Schriftsteller, geb. 1858 in Lyon als der Sohn eines für die Theokratie schwärmenden Journalisten, dem er nach Nîmes folgte. Unter dem Schutze des exzentrischen Dichters Barbey d'Aurévilly tat sich P. durch Absonderlichkeiten aller Art hervor, gab sich für einen Nachkommen der letzten babylonischen Könige aus, als der er den Titel »Sar« annahm und in theatralischer Tracht einherging. Er erneuerte den Rosenkreuzerorden des Mittelalters, wurde dessen Großmeister, veranstaltete als solcher Kunstausstellungen, den »Salon de la Rose-Croix«, und Theateraufführungen, in denen seine eignen Dichtungen: »Le fils des étoiles«, pastorale kaldéenne in drei Akten (1892), »Babylone«, Tragödie in vier Akten (1893), gespielt wurden. Das Hauptwerk des Magiers besteht aber in einem bis jetzt 19bändigen Romanzyklus unter dem Gesamttitel: »Décadence latine«, in denen Mystizismus, Astrologie, Esoterismus einander den Rang ablaufen und die raffinierteste Sinnlichkeit nicht zu kurz kommt. Der erste Roman der Serie: »Le vice suprême« (1884) erregte großes Aufsehen und wurde von G. d'Annunzio stark benutzt. Unter den übrigen Bänden sind zu erwähnen die teilweise in Bayreuth spielende »Initiation sentimentale« (1886), »Androgyne« (1891), »Gynandre« (1892), »Le dernier Bourbon« (1895), »Finis Latinorum« (1899), »La vertu suprême« (1900), »Péréat« (1902), »Pérégrine et Pérégrin« (1904) und »La Licorne« (1906). Da P. im Vatikan auf Schwierigkeiten stieß, als er seine unglückliche Ehe annullieren lassen wollte, begnügte er sich mit der bürgerlichen Scheidung und richtete 1904 eine öffentliche Supplik an den Papst für die Erleichterung der Scheidung. Einen populären Erfolg erlangte das 1904 in der antiken Arena von Nîmes gegebene Drama »Sémiramis« (1904). Als Kunstkritiker ist P. lebhaft tätig, besonders durch seine Salonberichte unter der Überschrift: »La décadence esthétique«, von denen »L'art ochlocratique« (1888) sich gegen die Impressionisten richtet; auch eine Studie über Rembrandt hat man von ihm. Für Richard Wagner tritt er lebhaft ein mit »Le Théâtre complet de Wagner, les onze opéras, scène par scène« (1895). Vgl. R. G. Aubrun, Joséphin P. (1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 545.
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